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Die Medientechnik-Studentin, der 20-jährige DJ aus Krems, die 70-jährige Künstlerin aus Neulengbach, der Doktor der Musikwissenschaften und die queere Community: über das Jahr gestalten rund 100 Menschen regelmäßig gemeinsam ein Radioprogramm in St. Pölten. 

Medientechnik-Studentin Sophie Matula bei der Sommermoderation im Studio.

Das Campus & City Radio St. Pölten, kurz CR 94.4, ist das freie nichtkommerzielle Radio in St. Pölten und gleichzeitig das Campusradio für die Studierenden der Fachhochschule. Insgesamt kann rund 60 verschiedenen Sendungen über die Frequenz 94.4 gelauscht werden. Außerdem fungiert das CR 94.4 auch als Notradio der Stadt. Studierende und freie Radiomachende arbeiten hier als Team zusammen und gestalten gemeinsam ein vielfältiges Radioprogramm mit vielen verschiedenen Sendungen. Das CR 94.4 sieht sich als Alternative zu kommerziellen Radios und legt sich weder bei der Musik noch bei den informativen Inhalten auf ein enges Format fest. Es ist ein Radio voller Kreativität, Diversität und musikalischer Vielfalt. Junge und ältere Menschen wechseln sich am Mikrofon ab und spielen die eigene Musikauswahl von regionaler Weltmusik über HipHop bis hin zu klassischer Musik. Immer wieder gibt es auch interessante Interviewgäste und Gespräche zu hören. Zudem unterstützt das CR 94.4 gerne die österreichische Kunst- und Musikszene mit Interviews und einer Playlist, die sich fernab von jeglichen Streaming- oder Verkaufscharts bewegt. Wie große kommerzielle Privatradios hat der Verein Campusradio St. Pölten eine Radiolizenz und erhält ebenfalls Förderungen von der RTR (Rundfunk- und Telekomregulierungs GmbH), allerdings fallen diese um einiges geringer aus. Dafür ist der Zugang zum CR 94.4 für alle offen. Alle Interessierten können sich melden, bekommen eine kostenlose Basisausbildung und werden bei ihren Sendungen mit technischer und inhaltlicher Betreuung unterstützt.

Vom Campus zum City Radio
Im Jahr 2001 fiel der Startschuss für ein Online-Radio von FH-Studierenden. Ein Jahr später kam die terrestrische Frequenz 94.4, damals noch unter dem Namen „Campusradio.“ Mit vereinzelten Sendungen wurde 2008 der Zugang auch für interessierte BürgerInnen geöffnet und das Radio schließlich in „Campus & City Radio St. Pölten“ umbenannt, um zu betonen, dass es sich auch um ein Radioprogramm von und für alle in St. Pölten und Umgebung handelt. Im Notfall, zum Beispiel bei einem Blackout, wird das Campus & City Radio zudem auch zum Notradio für die Stadt.

Radio und Region
Die Regionalität ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der inhaltlichen Gestaltung. Kooperiert wird dabei mit vielen lokalen Initiativen wie etwa LAMES und der niederösterreichischen Kulturszene im Allgemeinen, darunter das Museum Niederösterreich, das Cinema Paradiso, das Festspielhaus sowie das Büro für Diversität in St. Pölten und auch das Viertelfestival. Regelmäßig gibt es Interviews zu kulturellen Events und auch Veranstaltungstipps für St. Pölten und Umgebung zu hören. Auch das Frequency on air wurde bereits groß gecovert.

Von allen für alle
Der offene Zugang bedeutet, dass es Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen, Menschen die kein Deutsch sprechen, Asylwerbende, Menschen jeglichen Geschlechts, Alters und sexueller Orientierung, schlichtweg allen, ermöglicht wird, ihre Anliegen im Radio zu verbreiten.

Beim CR 94.4 wird das Menschliche großgeschrieben, niemand muss sich verstellen, gekünstelte Moderation steht nicht auf dem Programm. Die Radiomoderierenden teilen mit viel Herzblut ihre eigenen Themen und Anliegen. Dabei ist viel Engagement von den Einzelnen gefragt, denn Bezahlung gibt es für die Sendungen keine. Die längst dienenden Sendungsmachenden sind MC Ron, ein Metalfan mit Lernschwäche und Claudia Zawadil, auch bekannt als DJane Miss Marple. Beide sind bereits seit über 10 Jahren Radio-aktiv und machen großartige Sendungen. Die Radiomachenden bekommen außerdem immer wieder tolle Preise und Anerkennungen. Zweimal war jemand bei den „Besten 30 unter 30“ der Zeitschrift „Der österreichische Journalist“ dabei, zweimal waren Sendungen auf der Shortlist des Radiopreises für Erwachsenenbildung.

Radio-aktiv werden
Für alle Interessierten werden regelmäßig kostenlose Workshops veranstaltet. Diese bereiten die Radiomachenden in verschiedenen Modulen auf ihre Sendung vor. Themen sind Journalistische Basics, die Studiotechnik, Audioaufnahmetechnik, Audioschnitt am Computer sowie Medien- und Urheberrecht. Danach wird gemeinsam das Sendungskonzept erarbeitet und in den ersten Sendestunden gibt es auch Unterstützung bei der Technik. Im Gegensatz zu kommerziellen Radios ist Sprechtechnik keine Voraussetzung. Beim CR 94.4 werden Dialekte und fremde Sprachen gerne gehört, denn es kommt auf den Inhalt an. Wer seine eigene Sendung hat, hat die Möglichkeit seine eigenen Themen und die eigene Musikauswahl on air zu bringen. Das bedeutet jedoch auch Verantwortung, denn Termine sowie rechtliche Rahmenbedingungen müssen eingehalten und die Radiocommunity respektiert werden. Für alle, die auch ohne eigene Sendung Teil des CR 94.4 Programms werden wollen, gibt es zudem die Möglichkeit ganz ohne Radioausbildung oder Profi-Equipement Audio-Beiträge einzusenden. Genauere Informationen dazu gibt es unter: www.cr944.at

Der nächste kostenlose Workshop findet wahlweise am ersten oder zweiten Oktoberwochenende statt. Wer Interesse hat, kann sich jetzt schon unter office@cr944.at voranmelden.

Studierende Radiomachende
Die Fachhochschule finanziert über einen Kooperationsvertrag alles, was den Studierenden das Radiomachen ermöglicht. Dazu zählen auch ExpertInnen für die Ausbildung, wie Dave Dempsey von der FM4 Morning Show sowie die ehemalige Nachrichtensprecherin bei Kronehit Anna Michalski oder auch die moderne Technik. Zudem werden Studierende als AssistentInnen bezahlt, und können so den Radiojob von der Moderation und Beitragsgestaltung über das Marketing bis hin zur Radiotechnik erlernen. Dies ist ein großartiges Angebot und es haben schon viele bekannte Radiomoderierende ihre Karriere beim CR 94.4 begonnen, darunter Lisa Hotwagner von Ö3.

Hört, hört kommende Sendungen
Bis Ende August moderieren engagierte Studierende in der „Sommermoderation“ mehrere Shows täglich. Dabei ist von der Morningshow um 9 Uhr über die Kinosendung Cinelounge bis hin zum Österreich Special mit rein österreichischer Musik spannende Abwechslung garantiert. Zudem gibt es immer wieder interessante Interviewgäste zu hören. Am Freitag, den 27. August lädt René Jirsak, der mit seinem Rollstuhl einmal monatlich ins Studio kommt, in seiner nächsten Sendung „Hinschauen statt Wegschauen“ den Bundesbehindertenanwalt Dr. Hansjörg Hofer um 17 Uhr live zum Gespräch.

Foto: © Bernhard Gribitz

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