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Arbeitsdiagnostische Abklärung – eine ganzheitliche Maßnahme zur Erlangung von Arbeitsfähigkeit im Psychosozialen Zentrum Schiltern

Das Psychosoziale Zentrum im Schloss Schiltern ist ein sozial integratives Unternehmen mit Sitz im Waldviertel. Im Rahmen verschiedener Programme wird hier ein optimales Umfeld zur individuellen beruflichen Rehabilitation ermöglicht. Einer der Bereiche trägt die Bezeichnung Arbeitsdiagnostische Abklärung. Sie ist in Niederösterreich einzigartig und konnte dank Finanzierungserhöhung durch das AMS Niederösterreich vor einem Jahr erweitert werden. Zeit, ein Resümee zu ziehen.

Die Zielgruppe der Arbeitsdiagnostischen Abklärung im PSZ Schiltern sind Menschen aus ganz Niederösterreich, die eines gemeinsam haben – sie tun sich schwer, am primären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Treten sie eine neue Stelle an, so ist das Arbeitsverhältnis oft nicht von langer Dauer. Die Gründe dafür liegen gar nicht selten in – zuweilen unentdeckten – psychischen Erkrankungen. „Zwei Drittel der Leute kommen bereits mit einer psychiatrischen Diagnose zu uns, wobei das keine Voraussetzung ist um in der niederschwelligen Maßnahme Aufnahme zu finden.“, erklärt Geschäftsführer Peter Binder vom Psychosozialen Zentrum Schiltern, und meint weiter: „Die Einrichtung in Niederösterreich ist so einzigartig: Im Projekt herrscht weder der Druck Vermittlungsquoten, noch Eigenerwirtschaftung erreichen zu müssen. Damit können wir uns auf sichtbar instabile Fälle einlassen.“ Einziges Ausschlusskriterium an ADA teilzunehmen, ist ein akutes Suchtverhalten.

Geschäftsführer Peter Binder und ADA-Leiterin Manuela Hessel freuen sich über die gelungene Erweiterung des Bereichs Arbeitsdiagnostische Abklärung im Psychosozialen Zentrum Schiltern. Das Angebot ist in Niederösterreich das Einzige seiner Art.

Bei den Personen, die ohne Zuweisung bei ADA andocken, kristallisiert sich recht rasch ein Bild heraus, und es liegt im Regelfall tatsächlich eine bis dahin unerkannte psychische Erkrankung vor. Manuela Hessel, die Leiterin des Programms ADA, und ihr Team sehen sich dann vor eine besondere Herausforderung gestellt: „Das ist der Zeitpunkt, wo Beziehungs- und Vertrauensarbeit das Um und Auf sind. Denn die Teilnehmenden an unserem Programm müssen für die Besserung ihres Zustandes den Weg in die Facharzt-Praxis finden. Oft hören wir, warum man zu einem Arzt gehen soll, wenn die anderen mit einem selbst Probleme hätten. Sich einzugestehen psychisch krank zu sein, ist nicht einfach“. Diese Erkrankungen sind bedauerlicher Weise nach wie vor schambehaftet. Gelingt es die nötigen Schritte gemeinsam zu gehen, dann liegt nach spätestens vier Monaten bei ADA ein Abschlussbericht mit einer klinischen Diagnostik und im besten Fall ein Zugang zu einer Therapie vor. Ein überzeugendes Argument dafür ist oft eine in Aussicht gestellte Teilnahme am ebenfalls in PSZ Schiltern angesiedelten Programm Arbeitstrainingszentrum. Über die Dauer von fünfzehn Monaten erfolgt hier eine Heranführung an den primären Arbeitsmarkt.

Ein Beispiel aus dem Alltag bei ADA
Bei einem aktuellen Fall wird die Dimension sichtbar. Frau S. brauchte drei Anläufe, um zum Erstgespräch bei ADA zu kommen. Bei der Aufnahme tun sich mehrere Problemfelder auf. Ihre Lebenssituation ist geprägt vom Aufwachsen mit einem gewalttätigen Vater. Nun droht Wohnungslosigkeit, weil sich Schulden angehäuft haben. Zu den Kindern gibt es keine Kontaktmöglichkeit mehr, sie sind bei Pflege-Eltern untergebracht usw. In diesem Leben funktioniert gegenwärtig nichts mehr und in diesem Zustand wird Frau S. an keiner Institution oder Arbeitsplatz mehr andocken können – außer bei ADA. Die regelmäßige Tagesroutine bei ADA bietet einen ersten Halt. Die fachkundige Begleitung durch Psycholog_innen und Sozialarbeiter_innen zeigt den Weg zum Turnaround in ein gutes Leben. Für Frau S., die selbst spürt, dass mit ihr etwas nicht stimmt, tut sich die Chance auf, die Hürden mit Unterstützung des ADA-Teams zu schaffen.

Änderungen im Jahr 2021
Die Wirtschaft würde ADA in der jetzigen Aufstellung einen One-Stop-Shop nennen. Die Teilnehmer_innen erhalten die Leistungen aus einer Hand, in einem Haus. Das ist das besondere an ADA und zum Vorteil der Klient_innen.

Konkret heißt das, dass etwa eine Leistungsdiagnostik durchgeführt wird, aus der sich – in der Theorie – erschließt, was diese Person kann, wo ihre Stärken oder Schwächen liegen. Unsere fachlichen Trainingsleiter_innen geben ihre Einschätzung auf Basis des praktischen Arbeitens ab. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Klient bei einem kognitiven Test nicht gut abschneidet, bei den Alltagsfähigkeiten aber gut abschneidet. Die klinisch-psychologische Diagnostik erfolgt ebenfalls direkt im Haus von den ADA-Psychologinnen. Das hat einen ganz besonderen Wert, weil die Klient_innen nicht außerhalb zu fremdem Fachpersonal gehen müssen. Im Bereich der sozialarbeiterischen Diagnostik – ebenfalls im Haus – wirft man einen genauen Blick auf die Lebenssituation unserer Teilnehmer_innen. Wo oder wie man lebt, ob man das alleine tut oder Verantwortung für Kinder oder Verwandte trägt, hat Auswirkungen. Ein Kursangebot für soziales Kompetenztraining, Skillstraining oder Workshops für Reiten, Klettern, Percussion rundet das Angebot an die Teilnehmenden ab.

Die Entkoppelung des Bereichs ADA vom ebenfalls im Psychosozialen Zentrum Schiltern angesiedelten ArbeitsTrainingsZentrum hat sich bewährt. Es gibt keine enge Verschränkung mehr, unsere Teilnehmer_innen haben eigene Arbeitsbereiche mit zwei eigenen fachlichen Trainern. Zudem können Teilnehmer_innen Praktika in anderen Betrieben absolvieren. Diese sind auch im ATZ möglich.

Das Angebot bei ADA wurde von acht auf vierzehn Plätze über das gesamte Jahr aufgestockt. Das bedeutet eine Kapazitätssteigerung von fünfundsiebzig Prozent. Seit Ende des Sommers ist das Projekt annähernd ausgelastet. Zuweisungen zu ADA erfolgen von den verschiedensten AMS-Stellen in Niederösterreich oder über Einrichtungen wie die Wohnassistenz, Jobcoaching Psychosozialer Dienst oder Arbeitsassistenzen, um nur einige zu nennen. Die Vernetzungsarbeit hat in diesem Zusammenhang Priorität.

Foto: © PSZ

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