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Die 19jährige Anastasia Chosjainowa erzählt von ihrer Flucht aus der Ukraine

„Am Morgen des 24. Februar 2022 wurde ich von lautem Krachen geweckt. Weil es draußen regnete, dachte ich zunächst an ein Gewitter, aber was ich tatsächlich hörte, waren einschlagende Bomben“, beginnt der Bericht der Jugendlichen.

Anastasia Chosjainowa wurde schlagartig bewusst, dass sie ihr Zuhause im Stadtzentrum von Mariupol verlassen musste. Ihre Großmutter lebte am Stadtrand. Hier waren sie zunächst sicher, auch wenn sie einige Tage im Keller schlafen mussten.

„Einmal landete ein Sprengkörper in unserem Gemüsegarten, während wir uns im Keller versteckten“, berichtet der Teenager weiter. „Die Explosion war ohrenbetäubend. Nach einer Woche stand für uns fest, dass es nicht mehr sicher war, im Haus meiner Oma zu bleiben. Deshalb beschlossen wir ins Stadtzentrum zurückzukehren, um eine Fluchtmöglichkeit zu finden. …

Es war der Morgen des 4. März. Weil Mariupol belagert wurde, fuhren keine Züge aus der Stadt heraus. Deshalb suchten wir für die nächsten zehn Tage zusammen mit Hunderten anderen Zuflucht in einem Theater. Dort war es so voll, dass wir auf dem Boden schlafen mussten. Die hygienischen Zustände waren schlecht und man kam nur schwer an Lebensmittel und heißes Wasser. Wir mussten dafür stundenlang anstehen. …

Am 14. März erfuhren wir, dass es einigen gelungen war, die Stadt zu verlassen. Daraufhin entschlossen wir uns ebenfalls zu fliehen. Zusammen mit anderen aus dem Theater fanden wir eine Transportmöglichkeit.

In einer Kolonne von 20 Fahrzeugen fuhren wir aus der Stadt. Wir waren zu vierzehnt im hinteren Teil eines Lieferwagens zusammengepfercht. Während wir unterwegs waren, fielen um uns herum überall Bomben. Als wir es endlich aus Mariupol herausgeschafft hatten, hielt unser Fahrer an, stieg aus dem Wagen und brach in Tränen aus. Er hatte alle Landminen auf der Straße erfolgreich umfahren. Später hörten wir, dass das Theater von Mariupol nur zwei Tage nach unserer Flucht bombardiert worden war. Dabei starben mindestens 300 Menschen.

Nach 13 Stunden kamen wir in Saporischschja an. Am nächsten Morgen stiegen wir in einen Zug nach Lwiw. In einem Zugabteil, das eigentlich für vier gedacht war, mussten nun 16 Leute Platz finden. Es war sehr heiß. Ich stand fast die ganze Fahrt auf dem Gang, weil dort die einzige Möglichkeit war, frische Luft zu bekommen. Am 16. März erreichten wir Lwiw und wurden von unseren lieben Brüdern und Schwestern herzlich empfangen. Die nächsten vier Tage konnten wir in einem Königreichssaal (Kirche von Jehovas Zeugen, Anm.) unterkommen. Unsere Glaubensfamilie kümmerte sich so liebevoll um uns, dass mir die Tränen kamen.“

Weniger als eine Woche später fiel die Entscheidung, die Ukraine zu verlassen und nach Polen zu reisen. Dort wurde die junge Zeugin Jehovas von Glaubensbrüdern in Empfang genommen. Anastasia schließt ihre Erzählung mit den Worten: „Sie versorgten uns mit allem, was wir brauchten. Meine Großmutter, meine Mutter, mein Cousin und ich wurden mit Liebe überschüttet.“

Medienkontakt:
Franz Michael Zagler,
Tel: 0676/637 84 96,
E-Mail: f.m.zagler@aon.at

Foto/Quelle: jw.org

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