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Quergedacht | Kommentar von Franz Michael Zagler

Nachhaltig. Wirklich? Ich weiß ja nicht, wie‘s ihnen geht: der Begriff „Nachhaltig“ hat für mich an Kraft verloren. Alles ist nachhaltig – und das seit 1560 (!), als eine Forstordnung eine fortlaufende Nutzung des Waldes sicherstellen wollte. 153 Jahre tat sich nichts. 1713 tauchte der Begriff wieder auf und in den 1970er Jahren etablierte er sich im deutschsprachigen Raum.

Ganz ehrlich: Hat sich seitdem der Umgang mit den Ressourcen geändert? Ein Beispiel: Täglich werden in NÖ 3,5 Hektar Ackerboden zu betoniert. Das sind 5 Fußballfelder pro Tag. Auf der anderen Seite stehen tausende Wohnungen leer. Allein im südlichen Waldviertel sind über 300 Häuser seit Jahren unbewohnt. Stimmt: Alte Substanzen zu erhalten ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Schneller, einfacher und billiger ist es, ebene Wiesen und Ackerflächen in moderne Wohngegenden zu verwandeln. Aber nachhaltig? Nachhaltigkeit bedeutet, dass man überlegt, wie sich die Dinge, die man tut, auf Dauer auswirken – sagt ein Begriffswörterbuch.

Experten sehen nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch eines für die Ernährungssicherheit. Man versucht, entgegenzuwirken. Bisher mit mäßigem Erfolg. Vielleicht muss ja eine Leerstandssteuer wie in der belgischen Stadt Brügge kommen: Steht ein Gebäude länger als 12 Monate leer, kostet das dem Besitzer im ersten Jahr 1.500 €, ab dem vierten Jahr sogar 6.000 €.

Würde eine solche Steuer etwas bringen? Keine Ahnung. Aber vielleicht ließe sich von den 13km², die jährlich in NÖ verbaut werden, einiges retten. Übrigens: Die Stadt Melk hat eine Fläche von rund 26km²…

In diesem Sinne, bleiben sie (nachhaltig) gesund, Ihr Franz Michael Zagler.

Möchten Sie mir schreiben? Gerne unter f.m.zagler@aon.at

Foto: annca, pixabay.com

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