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Der Österreichische Bauernbund hat gemeinsam mit den Bauernbund-Länderorganisationen Protestaktionen auf die Beine gestellt.

Es blockierten rund 3300 Bäuerinnen und Bauern in mehreren Bundesländern die Zentrallager von SPAR Österreich, weil ein Entgegenkommen bei den Preisverhandlungen ausgeblieben ist und sich der Handelsriese „wie ein Feudalherr“ benimmt. Die Handelsriesen stellen sich mit ihrem Verhalten gegen die heimischen Bauernfamilien und gegen die nachhaltigste Form der Landwirtschaft. Die Bauernbünde übergeben eine Forderungsliste: Stopp die „chronische Aktionitis“, Österreich-Bonus auf heimische Lebensmittel und ein Ende der Konsumententäuschung mit den rot-weiß-roten Fähnchen.

Präsident Georg Strasser (rechts) und Direktor Paul Nemecek (links) stehen hinter den Anliegen von tausenden Bäuerinnen und Bauern.

Österreichweiter Protest mit 3300 Bauern und 1520 Traktoren
Der NÖ Bauernbund unterstützte heute diese österreichweite Protestaktion unter dem Motto „Unser Fleiß hat seinen Preis“ mit über 800 Bäuerinnen und Bauern und mehr als 200 Traktoren in St. Pölten. Auslösende Gründe sind die „chronische Aktionitis“ und Dumping-Preis-Aktionen der Handelsriesen, die eine fehlende Wertschöpfung für hochqualitative und regionale Lebensmittel und damit eine fehlenden Wertschöpfung für die kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft zur Folge haben. Rund 800 Bäuerinnen und Bauern kamen mit über 200 Traktoren und anderen Fahrzeugen zur Kundgebung in die Landeshauptstadt um vor der dortigen Spar-Zentrale Filiale ein Umdenken bei der Einkaufs- und Preispolitik des Großunternehmens und mehr Respekt für den Wert von Lebensmittel als „Mittel zum Leben“ einzufordern.

Angeführt wurde die Protestaktion von Bauernbund-Präsident Georg Strasser und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek, die auch eine Resolution an SPAR übergaben.

„Wir fordern einen sofortigen Stopp der chronischen Aktionitis bei hochwertigsten Lebensmitteln. Wir stehen heute vor den SPAR-Zentralen, weil sich SPAR Österreich trotz unserer Bemühungen im Vorfeld dem Vernehmen nach bei den Verhandlungen im Milchsektor gegen die Bauernfamilien entschieden hat und sich gleichzeitig mehr Dankbarkeit erwartet – wie in Tageszeitungen am Wochenende ausgerichtet wurde. Das ist unehrlich und unfair, vor allen dann, wenn man im selben Atemzug ein Konzerngewinn von 352 Mio. Euro allein in einem Jahr präsentiert. Die Proteste sind somit ein Signal gegen die unsägliche Preispolitik. Dieses Verhalten zerstört nachhaltige Landwirtschaft stiehlt unseren Hofübernehmerinnen und Hofübernehmern die Perspektiven“, so Präsident Strasser.

SPAR macht die Rechnung ohne die Bauern
Ein Grund für die Protestaktionen ist zudem der steigende Druck auf den Agrarmärkten in einer Zeit, in der gleichzeitig auch die Standards in der Produktion permanent nach oben geschraubt werden. „Die positive Entwicklung in Teilen der Landwirtschaft kann 10 Jahre nominell stagnierende Einkommen nicht kompensieren“, sagten Strasser und Nemecek in St. Pölten. Auch bei der Bewältigung des Klimawandels kommt den Bauernfamilien eine bedeutende Rolle zu. „Die heimische Landwirtschaft ist Teil der Lösung und nicht das Problem. Das muss auch der Handel erkennen und honorieren. Wenn dann zusätzlich noch ein enormer Preisdruck von Abnehmerseite dazukommt, müssen wir eben zu wirksameren Maßnahmen greifen“, sagte Strasser zu den in sieben Bundesländern organisierten Bauernprotesten vor SPAR-Zentrallagern und Geschäften.

Bauernbund fordert: Stoppt die „chronische Aktionitis“ der Handelsriesen
„Mehr Leistung und mehr Fleiß für weniger Geld geht sich nicht aus. Das bekommen wir Bauern und jetzt auch die lebensmittelverarbeitenden Unternehmen zu spüren. Wir fordern deshalb einen Stopp der chronischen Aktionitis bei heimischen Lebensmitteln“, so Strasser und Nemecek. Lediglich 9,7 % des Haushaltseinkommens wird durchschnittlich noch für Lebensmittel ausgegeben. Dem Bauernbund geht es nicht primär um eine Verteuerung von Lebensmitteln, sondern darum, dass der Handel die Margen weitergibt. „Seit Jahren ist es ein unsäglicher Kampf zwischen Groß und Klein. Rund 38.000 bäuerliche Betriebe in Niederösterreich stehen wenigen Handelsriesen gegenüber. Die Erzeugerpreise stagnieren oder sinken, während die Handelsketten riesige Gewinnspannen einstreichen. Das finden auch die Konsumenten nicht in Ordnung“, sagte Direktor Nemecek.

Österreich-Bonus gefordert
Wir leben in einer Konsumgesellschaft, können uns beinahe alles leisten und diskutieren leidenschaftlich gerne über die negativen Auswirkungen einer falschen Ernährung auf die Gesundheit. Die Gesellschaft erhöht parallel dazu die Ansprüche beim Tier-, Umwelt- und Klimaschutz und kostbare Lebensmittel sollen nicht im Müll landen. „Wie passt diese Entwicklung mit der Strategie der Billigstlebensmittel und einer chronischen Aktionitis noch zusammen? Gar nicht!“, ist sich Strasser sicher. Es brauche vielmehr eine Kurskorrektur in der Einkaufs- und Preispolitik der Handelsriesen. „Ein Österreichbonus, der die tatsächliche Mehrleistung der heimischen Bäuerinnen und Bauern abgilt, wäre aus unserer Sicht höchst an der Zeit“, fordert Strasser einen Bonus auf Österreichische Lebensmittel.

Wo rot-weiß-rote Fähnchen oben sind muss Österreich drinnen sein
„Wir fordern das Aus für das unsägliche Spielchen mit dem rot-weiß-roten Fähnchen auf Lebensmitteln aus dem Ausland. Wir brauchen eine praxistaugliche Umsetzung der Primärzutatendurchführungsverordnung in Österreich. Es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist – alles andere ist Konsumententäuschung!“, so die dritte Forderung des Bauernbundes.

Präsident Strasser und Direktor Nemecek (Mitte) mit Bauernbundmandataren und Protestteilnehmern in St. Pölten.

Fotos: NÖBB

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