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Seit 2018 forschten acht Forschungsinstitutionen an den Möglichkeiten einer künftigen erneuerbaren Wärme- und Kälteversorgung des Areals der ehemaligen Martinek-Kaserne. Die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojekts SANBA (Smart Anergy Quarter Baden) wurden am 22. Juni in der ehemaligen Kaserne, auf außergewöhnliche Art und Weise, präsentiert. Die ForscherInnen haben nachgewiesen, dass eine emissionsfreie Wärme- und Kälteversorgung der bestehenden Gebäude und künftiger Neubauten möglich ist.

Das Projekt SANBA mit Fokus auf Niedertemperaturnetzen, auch Anergiesysteme genannt, ist eines der größten Forschungsprojekte, die bisher im Stadtgebiet Baden durchgeführt wurden.
Das Projekt wurde von einem Konsortium an renommierten Forschungsinstitutionen umgesetzt. Unter der Federführung des AIT (Austrian Institute of Technology GmbH) forschten an dem Projekt unter anderem die TU Wien, die Geologische Bundesanstalt, ENFOS und die Montan-Universität Leoben. Mit im Projektteam waren die Stadtgemeinde Baden und die NÖM AG. Finanziert wurde das New-Energy-For-Industry (NEFI) Forschungsprojekt durch den Klima- und Energiefonds.

Als Basis der Energie- und Sanierungs-Berechnungen wurden von den Forscherinnen und Forscher drei konkrete Szenarien der Arealentwicklung definiert. Diese reichen von der alleinigen Folgenutzung der denkmalgeschützten Bestandsgebäude, über eine mittlere bis hin zu einer stärker verdichteten Bebauung des 40 Hektar großen Areals. Da die künftige Art der Nutzung noch nicht feststeht wurde eine Mischnutzung angenommen. Ergänzend zur technischen Analyse und Planung erfolgte eine betriebswirtschaftliche Analyse, bei der die spezifischen Kosten der unterschiedlichen Energiedienstleistungen für diese drei Entwicklungsszenarien ermittelt und vergleichend gegenübergestellt wurden. Dabei hat sich klar gezeigt, dass eine CO2-neutrale Stadtentwicklung des Kasernenareals nur mit den Szenarien mäßige oder stärkere Zusatzverbauung wirtschaftlich darstellbar ist. In Kombination mit Erdsondenfeldern als Wärmespeicher und der Abwärmenutzung aus der Kälteerzeugung bei der NÖM wäre eine autarke Wärmeversorgung für alle Objekte sogar im Maxi-Szenarium möglich.

Niedertemperaturnetze zur Wärmeversorgung und Kühlung (Anergienetze) eröffnen neue Möglichkeiten für dezentrale Energieversorgung auf Quartiersebene. Sie erhöhen die Flexibilität und fördert die Integration von lokalen, erneuerbaren Energiequellen. Damit entstehen dynamische Netze, die es ermöglichen, dass Gebäude aktiv am Netz als Produzenten und Konsumenten teilnehmen können. Die Vorteile von Anergienetzen sind dabei vielfältig und reichen vom äußerst verlustarmen Energietransport, der Möglichkeit der Nutzung von industrieller Abwärme auf geringem Temperaturniveau und der Wärme- und Kältespeicherung in großvolumigen Erdsondenspeichern. Im Projekt SANBA wurden konkrete Niedertemperaturnetze anhand des Martinek-Areals und der Niederösterreichischen Molkerei (NÖM AG) untersucht.

Der denkmalgeschützte Gebäudebestand am Areal aus den 1930er Jahren, harrt seit 2014 auf eine Alternativnutzung und die Gebäudesubstanz leidet unter Verfall.
Die Klima- und Energiemodellregion Baden ist mit diesem Projekt wieder einmal Vorreiter unter den Gemeinden in Österreich, wenn es um innovative Energiekonzepte geht. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes bilden nun auch eine umfassende Grundlage für Investoren und Stadtentwicklern. Es bleibt zu hoffen, dass dieses außergewöhnliche Areal bald aus seinem Dornröschenschlaf wach geküsst wird und zu einem energieeffizienten Stadtteil der Zukunft wird.

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