Anzeige
Links: Besucher bei der Ausstellung; Mitte: Eingang von La Modelo in Barcelona (Spanien); rechts: Besucher betrachten Briefe, die ein inhaftierter Zeuge Jehovas seiner Frau aus dem Gefängnis schrieb

Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen – ein heutzutage grundlegendes Menschenrecht, das jedoch nicht immer und überall als selbstverständlich galt. Darauf machte von 14. Oktober 2023 bis 16. Dezember 2023 eine Sonderausstellung in Barcelona (Spanien) mit dem Titel „Wegen ihres Gewissens in Haft“ aufmerksam.

Aus religiöser Überzeugung lehnen es Jehovas Zeugen weltweit ab, Wehrdienst zu leisten und nehmen stattdessen, wo immer möglich, einen zivilen Ersatzdienst in Anspruch. Doch Wehrdienstverweigerung stand – und steht teilweise immer noch – in vielen Ländern unter einer Freiheitsstrafe. Die Sonderausstellung in Barcelona informierte die Öffentlichkeit, einschließlich Regierungs­vertretern und Lehrkräften, über die Geschichte und den herausragenden Glauben junger Zeugen Jehovas, die sich weigerten, ihre christliche Neutralität aufzugeben. Sie fand in der ehemaligen Strafanstalt La Modelo statt, die heute als Museum und Kulturzentrum dient.

Auf einer Informationstafel werden frühere Wehrdienst¬verweigerer vorgestellt.

Seit den 1930er-Jahren wurden Zeugen Jehovas in Spanien inhaftiert, weil sie den Wehrdienst verweigerten. In den 1960er- und 1970er-Jahren erreichte die Zahl der inhaftierten Glaubensmitglieder fast 1000, darunter mehr als 40 in La Modelo. Die Ausstellung in der ehemaligen Strafanstalt vermittelte in vier verschiedenen Bereichen ein anschauliches Bild darüber, was es bedeutet, aus Gewissens­gründen den Wehrdienst zu verweigern, und wie das Leben der jungen Glaubensmitglieder im Gefängnis aussah. Ihre mutige Haltung über viele Jahrzehnte führte schließlich dazu, dass die spanische Regierung 1984 das Recht auf Wehrdienst­verweigerung aus Gewissens­gründen gesetzlich anerkannte.

Führung durch die ehemalige Strafanstalt La Modelo

Bei der Eröffnungsfeier hielt der Geschichts­professor Miguel Ángel Plaza eine Rede. Zuvor hatte er mit mehreren Zeugen Jehovas gesprochen, die in La Modelo inhaftiert gewesen waren. Als er über ihre Erlebnisse berichtete, bemerkte er: „Keiner von ihnen ließ einen kritischen Kommentar oder etwas Negatives darüber fallen, was er in La Modelo durchgemacht hatte – nicht einmal über die Gefängniswärter. Jeder hatte beim Erzählen seiner Geschichte ein Lächeln im Gesicht.“ Bei der Feier war auch Fernando Trepat anwesend, einer der in La Modelo inhaftierten Zeugen Jehovas. Er stellte fest: „Selbst jetzt, über 50 Jahre später, bin ich nach wie vor überzeugt, dass ich mithilfe biblischer Grundsätze die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich würde mich heute genauso entscheiden.

Zeugen Jehovas, die bei der Sonderausstellung in La Modelo Führungen anbieten

David Báidez, der die Veranstaltung organisiert hatte, erklärte: „Bei der Ausstellung geht es zwar um geschichtliche Ereignisse, aber das Thema ist äußerst zeitgemäß. Momentan sind mehr als 200 Zeugen Jehovas in verschiedenen Ländern wegen ihrer biblisch begründeten Überzeugung im Gefängnis.“

Kontakt:
Franz Michael Zagler
Tel: 0676/637 84 96
E-Mail: fm.zagler@outlook.com

Fotos: © JZ

Anzeige