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Streifenwedler

ANGEDACHT von Franz Michael Zagler

Es muss in den späten 70er gewesen sein, als ich das erste Mal auf Skiern stand – auf Holzbretter mit Seilzugbindung.

Um Skifahren zu können, mussten wir uns zuerst eine Piste treten. Keuchend ging es nach oben, denn der knietiefe Schnee verlangte uns alles ab.

Hinunter ging es mit einer „Schussfahrt.“ Wedeln war nicht drin. Zu kurz, zu steil und zu eng war die Wiese. Damals wusste ich: Skifahren wird nicht meins. Aber den Winter liebte ich. Den weißen Winter. Den hatten wir damals noch.

Nach dem Aufstehen war mein erster Weg zu den alten Kastenstockfenstern. Mit den Fingernägeln ritzte ich die Eisblumen weg um zu sehen, ob es wieder geschneit hatte. Eines Tages sah ich nichts. So sehr ich auch ritzte – weißer wurde es nicht. Es hatte so viel geschneit, dass man nicht einmal beim Fenster raus sah. Wie herrlich. Noch herrlicher war, dass wir nicht in Schule gehen konnten. Der Schneepflug mühte sich erst gegen Mittag durch die Schneemaßen. Da war es schon zu spät.

Foto: Britta Baumann/Pixabay

Ob es für den (weißen) Winter auch schon zu spät ist? Aus Skifahrern wurden Streifenwedler, die höllisch aufpassen müssen, den weißen Streifen nicht zu verlassen. Vielleicht können sie bald auch nur mehr „schussfahren“, so wie ich damals.

Eines interessiert mich: Wie waren die Winter in ihrer Kindheit? Und wann wird wieder das echte Wedeln, ein Kurzschwung und ein gedrifteter Parallelschwung, möglich sein? Schreiben Sie bitte unter: fm.zagler@outlook.com.

 

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