Start Lifestyle Kunst & Kultur Weibliche Spitze bei den Sommerspielen Melk 2023

Weibliche Spitze bei den Sommerspielen Melk 2023

Starke Frauen vor den Vorhang

Die Sommerspiele Melk setzen mit Autorin Magda Woitzuck und Regisseurin Christina Gegenbauer auf geballte Frauenpower an der Spitze. Das Schauspiel „Kassandra und die Frauen Trojas“ ist eine moderne Erzählung des antiken Mythos über eine tragische Heldin, die den weiblichen Blick auf eine patriarchale Welt zeigt und dabei Parallelen zu vermeintlich modernen Gesellschaftsstrukturen zieht.

Seit gut 20 Jahren präsentieren die Sommerspiele Melk Auftragswerke mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Mit „Kassandra und die Frauen Trojas“ setzt der älteste und traditionsreichste Sommertheaterort Niederösterreichs heuer mit der Inszenierung des trojanischen Kriegs aus feministischer Perspektive starke weibliche Akzente. Der Stückauftrag wurde in diesem Jahr dabei an die prämierte Autorin Magda Woitzuck aus Neulengbach vergeben. Die Regie übernimmt zum ersten Mal die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Christina Gegenbauer. Für noch mehr Frauenpower auf der Bühne sorgen sieben Darstellerinnen.

„Dass Theater Neues bieten muss, liegt in seiner DNA. Seit meinem Start hier 2001 ist es mir ein Bedürfnis, mit bewegenden Stoffen, namhaften Autor*innen und wunderbaren Kolleg*innen Theater zu machen. Insbesondere freut es mich, dass wir heuer zusammen mit außergewöhnlich talentierten Frauen ein fesselndes und nicht zuletzt hochaktuelles Stück auf die Bühne bringen werden“, so der künstlerische Leiter Alexander Hauer.

Alexander Hauer    Foto: © Daniela Matejscheck

Magda Woitzuck verändert den Blickwinkel auf den trojanischen Krieg

Komplexe Geschichten in präzisen Dialogen ohne Vorwissen des Publikums zu entblättern und gleichzeitig Figuren eine wunderbare Mischung aus Geist, Klarheit und Sinnlichkeit einzuhauchen, sind Woitzucks Stärke. Ihre Interpretation des Mythos bietet eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten, Assoziationsmöglichkeiten und Reflexionen für unsere Gegenwart. Über ihre Motivation den Stoff aufzugreifen, erzählt Woitzuck: „Für mich thematisiert ‚Kassandra und die Frauen Trojas‘ die Selbstbestimmung und Verantwortung sowie die patriarchale Tradition und das Brechen damit. Es zeigt Macht und Ohnmacht, Aktion und die Unmöglichkeit zu agieren sowie die Angst – auch vor dem Mann. Daneben geht es auch darum, seine Gunst zu verlieren, was in patriarchalen Gesellschaften immer noch ein existenzielles Problem darstellt. Denn wer die Gunst des Mannes verliert, der wird abgeschnitten: von Geld, von Sicherheit, von Erfolg.“

Magda Woitzuck    Foto: © zVg

Christina Gegenbauer führt erstmals Regie

Erstmals in der Geschichte der Sommerspiele Melk ist die Regie in weiblicher Hand. Die St. Pöltner Regisseurin Christina Gegenbauer ist mit der Umsetzung des Schauspiels betraut, in dem der Blick auf die Welt der Protagonist*innen im Mittelpunkt steht. Gegenbauers Arbeit zeichnet sich vor allem durch ihre Fähigkeit aus, ruhig und respektvoll einen sehr klaren inhaltlichen Fokus zu setzen. Sie greift zudem gerne gesellschaftlich relevante Themen und Fragen nach Werten auf und erhielt dafür 2022 den Ödön-von-Horvath-Förderpreis. „Als ich 2005 als Jugendliche die ‚Nibelungen‘ in Melk gesehen habe, stand für mich der große Wunsch fest, auch selbst einmal hier zu inszenieren. Umso mehr freut es mich, dass ich nach langer Zeit in Deutschland nun meine künstlerischen Ansätze mit dem großartigen Festspielteam hier umsetzen darf“, freut sich Christina Gegenbauer über ihre neue Aufgabe.

Christina Gegenbauer    Foto: © Matthias Köstler

Am 14. Juni 2023 feiert „Kassandra und die Frauen Trojas“ in der Wachauarena Melk Premiere.

Über Autorin Magda Woitzuck

Magda Woitzuck (geboren 1983) lebt in Niederösterreich. Sie schreibt Hörspiele, dramatische Texte und Prosa. Zuletzt erschienen unter anderem der Podcast „Shit happens – Erinnerungen einer Großdealerin“ (SWR 2021) und das Hörspiel „Xerxes und die Stimmen aus der Finsternis“ (HR/ORF 2021), das 2022 sowohl mit dem renommierten Prix Marulić in Kroatien als auch mit dem Grand Prix Nova in Rumänien ausgezeichnet wurde und das derzeit auf der Shortlist für das Best European Audio Drama der BBC steht. Ihr Kurzhörspiel „Im Winter“ stand 2021 ebenfalls auf der Shortlist für das Best European Drama der BBC Audio Drama Awards. Im selben Jahr war sie für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert. 2018 wurde ihr Hörspiel „Die Schuhe der Braut“ als erste österreichische Produktion mit dem Deutschen Hörspielpreis der ARD ausgezeichnet.

Über Regisseurin Christina Gegenbauer

Christina Gegenbauer stammt aus St. Pölten und studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Sie inszenierte u. a. am Burgtheater, Staatstheater Nürnberg, Theater Regensburg, Theater Münster und am Theater Bielefeld. Ihre Inszenierung von Horvaths „Hin und Her“ wurde zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. 2019 wurde ihr der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst verliehen. 2022 erhielt sie den Ödön-von-Horváth-Preis sowie den Förderpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt St. Pölten.

Über „Kassandra und die Frauen Trojas“

Der Legende nach begehrte Gott Apollon die trojanische Königstochter Kassandra so sehr, dass er ihr die Gabe der Weissagung schenkte. Als sie jedoch seine Verführungsversuche zurückweist, belegt er sie mit einem Fluch: Niemand soll ihr Glauben schenken. So gilt sie als tragische Heldin, die immer das Unheil voraussah, aber niemals Gehör fand.

Sujet „Kassandra und die Frauen Trojas“ © Daniela Matejschek

Die mit dem ARD-Hörspielpreis ausgezeichnete Autorin Magda Woitzuck verlässt in ihrer Fassung den göttlichen Rahmen, die seherische Fähigkeit Kassandras bleibt: So treffen Prophezeiungen auf eigensinnige Skepsis, das Warnen vor Gefahren auf ein überhebliches Machtgehabe und das Erkennen von Unausweichlichem auf Verharren im Status Quo. „Kassandra und die Frauen Trojas“ ist nicht bloß die Schilderung des trojanischen Krieges aus weiblicher Perspektive, vielmehr ist dieser Abend die moderne Erzählung eines antiken Mythos, die unsere eigenen Verhaltensmuster und Denkweisen in Frage stellt.

 Über die Sommerspiele Melk

2023 gehen die Sommerspiele Melk in ihre 63. Spielzeit und sind somit der älteste Festspieleort in Niederösterreich mit ununterbrochener Aufführungstradition. Seit 1961 überzeugen die Sommerspiele Melk mit einzigartigen Inszenierungen großer Themen der Geschichte. Die zeitgemäße Annäherung an Stoffe der Weltliteratur und Mythologie, vor allem die Vergabe von Auftragswerken an namhafte Gegenwartsautor*innen wurden unter der künstlerischen Leitung von Alexander Hauer (seit 2001) zum Markenzeichen des traditionsreichen Festivals. Weitere Infos unter: www.sommerspielemelk.at

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