Start Niederösterreich „Wirtschaft & Arbeit im Dialog“ im Zeichen der Corona-Krise

„Wirtschaft & Arbeit im Dialog“ im Zeichen der Corona-Krise

Im Mittelpunkt des Gipfels „Wirtschaft & Arbeit im Dialog“ mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger und Arbeitsmarktlandesrat Martin Eichtinger, Wirtschaftskammer Niederösterreich-Präsident Wolfgang Ecker, Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident Markus Wieser, Industriellenvereinigung Niederösterreich-Präsident Thomas Salzer und Arbeitsmarktservice Niederösterreich-Geschäftsführer Sven Hergovich standen Ideen, Konzepte und konkrete Maßnahmen, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die niederösterreichische Wirtschaft und die heimischen Arbeitnehmer bestmöglich abzufedern Foto: © NLK Burchhart

Ideen, Konzepte und konkrete Maßnahmen um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die niederösterreichische Wirtschaft und die heimischen Arbeitnehmer bestmöglich abzufedern, standen im Mittelpunkt des Gipfels „Wirtschaft & Arbeit im Dialog“ mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger und Arbeitsmarktlandesrat Martin Eichtinger, Wirtschaftskammer Niederösterreich-Präsident Wolfgang Ecker, Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident Markus Wieser, Industriellenvereinigung Niederösterreich-Präsident Thomas Salzer und Arbeitsmarktservice Niederösterreich-Geschäftsführer Sven Hergovich. Hierbei kristallisierten sich vor allem die Themen Digitalisierung und Arbeitsmarkt als erste Schwerpunkte für Pakete des Landes heraus.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Gipfel: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellt unsere Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor beispiellose Herausforderungen. Daher ist der enge Austausch mit Sozialpartnern, AMS und Wirtschaftsexperten jetzt besonders wichtig, um für die Zukunft die richtigen Schritte zu setzen. Die Wirtschafts-Experten empfehlen uns, bei den Maßnahmen zur Krisenbewältigung keine Schnellschüsse abzugeben, sondern zum jetzigen Zeitpunkt gezielte Unterstützungspakete für besonders betroffene Bereiche auszuarbeiten. Dazu haben wir erst kürzlich ein blau-gelbes Unterstützungspaket für den Tourismus in der Höhe von 22 Millionen Euro vorgestellt. Und heute haben wir drei Sofort-Maßnahmen im Bereich des Arbeitsmarktes präsentiert, wo Land NÖ und AMS in Summe weitere 4 Millionen Euro bereitstellen.“

Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, präsentierte Empfehlungen für Niederösterreich, um auf die Corona-Krise zu reagieren: „Halten Sie Ihr Pulver noch trocken, diese Krise wird unsere Betriebe länger begleiten.“ Konjunkturelle Maßnahmen der einzelnen Bundesländer, ergänzend zu jenen des Bundes, sollten aus seiner Sicht vor allem ab dem Herbst greifen, wenngleich bereits jetzt Initiativen für besonders betroffene Branchen, wie den Tourismus, sinnvoll seien. Darüber hinaus zitierte Christoph Schneider, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der WKO, Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer. Dabei zeigte sich, dass kleinere und mittlere Betriebe besonders von der Krise betroffen seien, Reisebeschränkungen würden stärker die größeren Betriebe beeinträchtigen. Aus seiner Sicht braucht es für das Comeback der Wirtschaft „mehr Freiheit des Unternehmertums“, die Wiederherstellung des Vertrauens der Konsumenten und der Unternehmen sowie die Sicherung der Lieferketten.

Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger ging in seinen Ausführungen näher auf die Sofort-Maßnahmen für den Arbeitsmarkt ein, die besonders Lehrlinge und Arbeitslose 50+ unterstützen: „Das Land NÖ und das AMS NÖ nehmen vier Millionen Euro für eine Eingliederungsbeihilfe für Lehrlinge in die Hand. Das betrifft junge Menschen, die heuer nach erfolgreicher Lehrabschlussprüfung aufgrund von Corona arbeitslos gemeldet sind. Hier wird drei Monate lang eine Zahlung von bis zu 500 Euro monatlich an Unternehmen fließen, die einen Lehrabschlussabsolventen einstellen.“ Neben verstärkter Online-und Telefonberatung durch das AMS NÖ wird auch das Projekt Jobchance50+, vormals GemA50+, ausgebaut: „Das Programm zur Überlassung von Personen richtet sich an Arbeitslose über 50 Jahre, die für 4 Monate bei Gemeinden, Vereinen oder NPOs arbeiten können. Wenn arbeitsmarktpolitisch begründet, können die 4 Monate auf max. 5 Monate verlängert werden“, ergänzt Eichtinger.

Wirtschafts- und Digitalisierungslandesrat Jochen Danninger betont die „Chance der Digitalisierung, die in dieser schweren Wirtschaftskrise liegt“: „Die Corona-Krise hat der Digitalisierung in Niederösterreich einen gewaltigen Turbo verpasst. Als Land Niederösterreich erarbeiten wir im Bereich der Digitalisierung punktgenaue Maßnahmen, die unseren Betrieben wieder Wachstums- und Zukunftsperspektiven bieten sollen. Und im Herbst wollen wir in enger Abstimmung mit den Wirtschaftsforschern weitere konjunkturbelebende Maßnahmen setzen.“

“Wir können es uns nicht leisten, auf die persönlichen Stärken und Talente von Jugendlichen zu verzichten. Es braucht daher in dieser Krise einen Ausbau der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA), um so vielen jungen Menschen wie möglich eine qualifizierte Berufsausbildung zu ermöglichen. Denn wenn diese Krise vollständig überwunden ist, werden die Unternehmen jede Facharbeiterin und jeden Facharbeiter benötigen, um wieder voll durchzustarten. Die hohe Qualität der Überbetrieblichen Ausbildung wird regelmäßig durch die hohen Vermittlungsquoten bestätigt. Seit dem Jahr 2000 wurden 70 Prozent der in der ÜBA ausgebildeten Fachkräften von Betrieben übernommen”, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Statement AMS NÖ Geschäftsführer Sven Hergovich: „Mit besonderen Beratungsangeboten bei der Bewerbung werden wir jene NiederösterreicherInnen unterstützen, die nun durch die Corona-Krise erstmals ihren Arbeitsplatz verloren zu haben. Ziel ist, alle Jobsuchende rasch wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt auch jungen Menschen und der Generation 50 plus, die es nun am Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Daher werden wir gemeinsam mit dem Land NÖ eine eigene Covid-Einstellbehilfe für neue Lehrabschluss-AbsolventInnen, die wegen der Corona-Krise keine Anstellung gefunden haben, finanzieren. Unternehmen, die diese BerufseinsteigerInnen aufnehmen, erhalten einen Lohnkostenzuschuss in der Höhe von 500 Euro pro Monat für drei Monate. Im Kampf gegen Altersarbeitslosigkeit müssen wir regional und individuell abgestimmte Programme anbieten. Beim Projekt Jobchance, vormals GemA 50+, haben wir die Förderkonditionen deutlich verbessert, um für Jobsuchende der Generation 50 plus im gemeinnützigen und gemeindenahen Bereich leicht zugängliche Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. 600 Projektarbeitsplätze stehen in diesem Jahr zur Verfügung.“

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich hat in Kooperation mit Land, Sozialpartnern und Industriellen Vereinigung Niederösterreich eine Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lehrlingszahlen gestartet. „Die schwierige Situation der Unternehmen durch Corona wirkt sich natürlich auch auf die Zahl der Lehrstellen aus“, so Wolfgang Ecker, der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). „Zugleich werden wir diese Fachkräfte von morgen aber noch dringend brauchen. Wir müssen daher auch für die Lehre gezielte Angebote schnüren – etwa mit verbesserten Förderungen für die Ausbildungsbetriebe oder zwischen- und überbetrieblichen Ausbildungsangeboten. Auch Ausbildungsverbünde, wo etwa unser WIFI für Lehrbetriebe einen Teil der Ausbildung abdeckt, könnten eine Chance sein. Sehr zugespitzt formuliert: Ich sehne mich angesichts von Corona geradezu nach dem nächsten Fachkräftemangel – denn dann ist unsere Wirtschaft wieder in voller Fahrt unterwegs.“

„Die Industriebetriebe haben in der Krisenzeit weiterproduziert und somit die Versorgung im Land gesichert. Trotzdem verzeichnen sie zum Teil dramatische Nachfragerückgänge. Daher braucht es weitere gezielte Unterstützungsmaßnahmen, damit die Wirtschaft wieder wachsen kann. Außerdem brauchen die Unternehmen mehr Flexibilität für den Einsatz von Kurzarbeit – wenn möglich noch bis Jahresende oder darüber hinaus. So können die Menschen auch in Krisenzeiten in Beschäftigung bleiben. Nachdem die Unternehmen für den Weltmarkt produzieren, muss auch der Export, an dem so viele Arbeitsplätze hängen, wieder reibungslos funktionieren. Die Lieferketten sind schließlich so verzahnt, dass selbst kleine Engpässe gefährliche Dominoeffekte auslösen können“, so IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.

Die mobile Version verlassen