Start Thema Bauen & Wohnen Boulevard Melk: Gemeinsam Zukunft gestalten

Boulevard Melk: Gemeinsam Zukunft gestalten

Foto: © Stadtgemeinde Melk

Ein Vorzeigeprojekt für Stadt, Klima und Lebensqualität, wo Stadtentwicklung auf Gemeinschaft trifft.

Die Stadtgemeinde Melk lud im Rahmen von drei Informationsveranstaltungen am 26. und 28. August alle Bürger:innen, Anrainer:innen sowie die Wirtschaftstreibenden der Stadtgemeinde ein, um das Projekt „Boulevard Melk – Miteinander Entwickeln“ vorzustellen.

Nach einer kurzen Begrüßung und der Vorstellung aller Referenten des interdisziplinären Planungsteams – bestehend aus den Büros Green4Cities, superwien, Rosinak & Partner, BOKU University (IBLB), wohnbund:consult und weiteren Projektpartnern, der Tischlerei Fürst, der NID – NOE Immobilien Development GmbH und Standort+Markt – richtete Bürgermeister Patrick Strobl das Wort an die Gäste.

In seinem Rückblick auf die Stadtgeschichte zeigte er auf, dass Quartiersentwicklungen in Melk bereits eine lange Tradition haben: Das sogenannte Villen- oder Cottage-Viertel entstand in einem Zeitraum von rund 30 Jahren, und auch Projekte wie der Löwenpark wurden nicht von heute auf morgen verwirklicht. Ähnlich verhält es sich mit der aktuellen Quartiersentwicklung rund um die Abbe-Stadler-Gasse zwischen dem Forsthaus und der Tischlerei Fürst – einem Teil des zukünftigen Boulevard Melk.

Bereits 2014 wurde die Bevölkerung erstmals in einen Bürgerbeteiligungsprozess eingebunden. 2016 wurde die Idee des Boulevards geboren. In den darauffolgenden Jahren entstanden zahlreiche grundlegende Konzepte und Prozesse, darunter das World-Café mit Zukunft-Workshops, das Konzept Plus-Energie-Quartiere Melk, ein städtebauliches Konzept sowie ab 2023 das Mobilitätskonzept von Rosinak & Partner.

2024 wurden die Prozesse weiter intensiviert: Themen wie Klimafittes Melk, die Bevölkerungsumfrage – Lebensraum Melk, der Baufeldkatalog und das Klimawald-Konzept rückten in den Fokus. Damit blieb der Boulevard Melk nie ein Projekt „in der Schublade“, sondern wurde kontinuierlich vorangetrieben. Umso erfreulicher ist es nun, dass die Stadtgemeinde Melk den Masterplan im Stadtsaal Melk vorstellen kann.

Besonders hervorzuheben ist, dass ein derart umfassendes Projekt bislang in keiner österreichischen Kleinstadt umgesetzt wurde – Melk beschreitet hiermit einen völlig neuen Weg und wird zum Pionier.

Auch die Finanzierung ist bereits jetzt gesichert: Gemeinsam mit Deutschlands Bundeshauptstadt Berlin konnte sich die Stadtgemeinde Melk im Wettbewerb um unterschiedliche Fördermittel behaupten.

Die Gesamtförderhöhe seitens der EU Kommission im Umwelt-und Klimaprogramm LIFE (gefördert wird hier die bauliche Umsetzung der Quartiersentwicklung, Planung und Anwendung innovativer Finanzierungsinstrumente) und der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Programm TIKS – Technologien und Innovationen für die Klimaneutrale Stadt (gefördert wird hier die Standardisierung von innovativen Circular Soil und Urban Mining Bauweisen zur co-kreativen Quartiersoptimierung) beträgt rund 3,8 Millionen Euro.

Bürgermeister Patrick Strobl betont: „Durch den kontinuierlichen Entwicklungsprozess der letzten Jahre und die daraus entstandene Idee einen Klimawald in unserer Melker Innenstadt zu entwickeln haben sich viele Möglichkeiten ergeben, die reifen mussten und nun zur Umsetzung gebracht werden können.“

Foto: © Stadtgemeinde Melk

Projektzeitplan
Mit dem Baubeginn der Neuplanung des Weierbachs – soll auch die Umsetzung des Klimawaldes starten. Ziel ist es, den bestehenden Parkplatz sowie die Straße aufzubrechen und an deren Stelle einen waldähnlichen Grünraum mit versickerungsfähigem Belag zu schaffen.

Die Planung dieses innovativen Waldprojekts erfolgt durch das Wiener Büro Green4Cities, das bereits die Umsetzung urbaner Wälder in mehreren internationalen Projekten realisiert hat. Das Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der BOKU University begleitet das Projekt wissenschaftlich. Vorgesehen ist, dass die zukünftige Abbe-Stadler-Gasse in West-Ost-Richtung auf ganzer Linie durch großzügige Beschattungen mit heimischen, ökotypischen Pflanzenarten begrünt wird. Somit entsteht ein Klimawald, der für ein angenehmeres Stadtklima, vor allem in den heißen Sommermonaten und als Ort der Begegnung für Jung und Alt dienen soll. Auf einer Entwicklungsfläche von rund 1,7 Hektar soll so zu einem Quartier entstehen, dass zum Verweilen und Wohlfühlen einlädt.

Mobilität und verkehrsberuhigte Innenstadt
Bereits Anfang des Sommers wurden durch das Unternehmen Rosinak & Partner umfassende Verkehrsmessungen durchgeführt, um detaillierte Erkenntnisse über das aktuelle Verkehrsaufkommen in der Stadtgemeinde zu gewinnen. Diese Erhebungen werden bis in den Herbst und die Wintermonate fortgesetzt, um ein repräsentatives Bild insbesondere über die Parkplatzauslastung am Areal und den umliegenden Straßenzügen zu erhalten.

Im Rahmen des umfassenden Mobilitätskonzepts wurden der Melker Bevölkerung bereits verschiedene Varianten präsentiert. Ein besonderes Augenmerk legte man dabei auf die Hauszufahrten der Anrainer: Die geplanten Wege sollen verkehrsberuhigt sein, jedoch den direkten Zugang zu den Häusern weiterhin ermöglichen.

Darüber hinaus befindet sich die Stadtgemeinde in Gesprächen, die Tiefgarage der rund um das Areal angesiedelten Gebäude künftig außerhalb der regulären Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf diese Weise können bestehende Ressourcen optimal genutzt und zusätzliche Synergien geschaffen werden.

Zudem präsentierte die NID – NOE Immobilien Development GmbH bereits ein weiteres Bauvorhaben: Auf dem ehemaligen Grundstück der Hypo Niederösterreich sollen rund 27 freifinanzierte Eigentumswohnungen errichtet werden. Der geplante Baubeginn ist mit März 2026 datiert.

Tischlerei Fürst: „Unsere Tischlerei“
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Gesamtprojekts wurde von Lukas Fürst, Geschäftsführer der Tischlerei Fürst, präsentiert. Unter dem Motto „UNSERE Zukunft gestalten“ stellte er das Projekt „Unsere Tischlerei“ vor. Bereits in den vergangenen Jahren entwickelte sich die Tischlerei Fürst zu einem Ort der Begegnung, des Handwerks und der Kultur.

Schon jetzt lebt die Vision von Lukas Fürst im Altbestand wo sich ein Coworking-Space, der Bewegungsraum Familienquartier, das Projekt Kinderkosmos Handwerk Melk, die Kulturwerkstatt und ein Hostel befinden.

„Wir schaffen mit der Tischlerei ein Leuchtturmprojekt zur Stärkung des ländlichen Raums. Dieser Weg geht nur miteinander – über 1.000 Menschen haben an dem Prozess in den letzten Jahren mitgewirkt“, betonte Fürst im Rahmen der Präsentation. Aktuell läuft der kooperative Architekturwettbewerb unterstützt durch das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur.

Foto: © superwien

Die Projekte gehen Hand in Hand
Die vorgestellten Bauvorhaben sind nicht als Einzelmaßnahmen zu verstehen, sondern als ineinandergreifende Schritte eines großen Ganzen. Gemeinsam entsteht eine noch nie dagewesene Quartiersentwicklung in Österreich: Vom Löwenpark über die Tischlerei Fürst, vorbei am Klimawald, durch die historische Melker Altstadt bis hinunter zum Hauptplatz wächst eine durchgehende Flaniermeile – ein Boulevard, der Vorbild für die Stadtentwicklung der Zukunft sein wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es weiterhin eine aktive Einbindung der Bevölkerung durch Workshops und weiteren Infoveranstaltung geben.

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