In einer Presskonferenz am Freitagnachmittag in St. Pölten mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Innenminister Gerhard Karner fiel der Startschuss zur Kooperation des Landes Niederösterreich mit dem Innenministerium zum Thema „Cybersecurity“ und damit für eine Cyber-Sicherheitskonferenz im Haus der Digitalisierung in Tulln und einer anschließenden Roadshow durch Niederösterreich.
Digitalisierung sei ein Thema, das in alle Lebensbereiche Einzug gehalten habe und enorme Chancen beispielsweise im Arbeits- oder auch Bildungsbereich biete, das aber auch enorme Risiken berge. „Oberstes Ziel muss es sein, Awareness in der Bevölkerung zu schaffen, um privaten und wirtschaftlichen Schaden zu verhindern“, sagte die Landeshauptfrau gleich zu Beginn und weiter: „Es ist ganz entscheidend, sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen und Organisationen zu sensibilisieren, sich entsprechend abzusichern.“
Nun wolle man gemeinsam mit dem Innenministerium noch mehr Augenmerk auf das Thema Cybersicherheit lenken. Mikl-Leitner: „Einerseits mit einer Cybersicherheitskonferenz im Haus der Digitalisierung nächste Woche, wo sich nationale und internationale Expertinnen und Experten einfinden, um ihr Know-How zu teilen.“ Unter anderem werden Dr. Philipp Amann, Leiter der Strategie beim European Cybercrime Centre von Europol in Den Haag, genauso wie Andreas Mitak vom Cybercrime-Competence-Center des Innenministeriums, teilnehmen. „Andererseits mit einer Roadshow von Mitte Mai bis Ende November“, führte die Landeshauptfrau weiter aus, „die in Krems, Klosterneuburg, Wieselburg, St. Pölten und Wiener Neustadt Halt machen wird.“ Die Roadshow stelle ein Angebot im Bereich Digitalisierung und Cyberkriminialität an Familien, Schülerinnen und Schüler, Unternehmerinnen und Unternehmer genauso wie Forscherinnen und Forscher dar, um sich auszutauschen und „letztendlich die Awareness für dieses Thema zu stärken.“
Gerade im Land Niederösterreich sei man sich nicht nur der Chancen, sondern auch der Risiken der Digitalisierung schon viele Jahre bewusst, deshalb investiere man stetig in Infrastruktur und Manpower, also in qualifizierte Arbeitskräfte, Expertinnen und Experten. „Wir investieren unter anderem in Wissenschaft und Forschung im digitalen Bereich, um Land und Leute vor Cyberangriffen schützen zu können“, sagte Mikl-Leitner. „Bestes Beispiel ist unsere FH St. Pölten, ein Hotspot für Cybersecurity mit dem Cyber Defense Center, wo Echtzeit-Angriffssimulationen getätigt werden können, die helfen können, sich auf den Ernstfall und damit der erfolgreichen Hacker-Abwehr vorzubereiten.“ Hier sei man europaweiter Vorreiter und investiere derzeit 200.000 Euro. Auch das ,Haus der Digitalisierung´ sei eine solche Investition – eine zentrale Anlaufstelle für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreich und eine Plattform für Know-How-Transfer von Forschenden, Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, Expertinnen und Experten.
Abschließend bedankte sich Mikl-Leitner, dass das Innenministerium und auch das Haus der Digitalisierung diesen Weg mit dem Land gehen, „um im Bereich der Cybersicherheit und der Abwehr der Cyberkriminalität immer besser und resilienter zu werden.“
Innenminister Gerhard Karner führte zu Beginn seiner Ausführungen an, dass laut aktueller polizeilicher Anzeigenstatistik gerade der Bereich der Cyberkriminalität und Cybersecurity im bundesweiten Trend am stärksten steigend ist. Die vier wesentlichen Deliktfelder im Bereich der Cyberkriminalität seien: Betrug/Kriminalität im Netz, Hass im Netz, Deep-Fake und Cybersecurity (Netzsicherheit). Um sich besser wappnen zu können, setze man Maßnahmen in verschiedenen Bereichen, beispielsweise organisatorisch mit der Kriminaldienstreform. „Diese beginnt im Bundeskriminalamt, wo derzeit 90 Beamtinnen und Beamte im Bereich des Cyber-Competence-Centers beschäftigen, im Endausbau werden es 120 sein“, erklärte der Innenminister. Daneben gebe es die Spezialisten in den Landeskriminalämtern und „zusätzlich wird es ab Mitte des Jahres regionale Dienststellen geben, wo ,Cyber-Cops´ für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ihre Expertise zur Verfügung stellen.“ Es handle sich bei diesen Dienststellen um bestehende Bezirkspolizeikommanden, die für diese Aufgabe genutzt werden, alleine in Niederösterreich fünf bis acht Kommanden in verschiedenen Regionen.
Auch im Bereich der Strafen werde man nachschärfen, beispielsweise mit höheren Strafen bei Hackerangriffen oder auch beim Thema Kindesmissbrauch/Kinderpornographie im Netz, denn, so Karner: „Höhere Strafen eröffnen der Exekutive zusätzliche Ermittlungsmöglichkeiten und -methoden wie zum Beispiel das Einsetzen von Peilsendern, Ermittlungen im Ausland oder qualifizierte Observation, um so in der Aufklärung besser zu werden.“
Überdies setze man bereits darauf, die „Expertise im Haus zu haben“ – also auf Grundausbildung im Cyber-Bereich für angehende Exekutivbeamtinnen und –beamte. „Eine solche Grundausbildung gibt es bereits in der sogenannten Cyber-HAK in Tamsweg und die zweite dieser Art wird es ab September im niederösterreichischen Horn geben mit dem Ausbildungsschwerpunkt Cyber-Security“, führte er weiter aus.
Auch der Innenminister bedankte sich abschließend für die Kooperation und zeigte sich erfreut über die gemeinsame Sicherheitskonferenz, ausgerichtet im Haus der Digitalisierung in Tulln und die erste gemeinsame Roadshow in Niederösterreich, „denn es ist wichtig, sich den Gefahren der digitalen Welt bewusst zu sein.“