Start Thema Schule & Bildung Tradition trifft Moderne – Schulumbau BG/BRG Keimgasse Mödling

Tradition trifft Moderne – Schulumbau BG/BRG Keimgasse Mödling

Unter Federführung des Wiener Architektenbüros Treusch Architecture wurde das geschichtsträchtige BG/BRG Keimgasse in Mödling zu einem der modernsten Ausbildungsstätten Österreichs aus- und umgebaut. Nach Fertigstellung fügen sich moderne geradlinige und schlichte Designelemente harmonisch mit der gleichzeitig revitalisierten Bausubstanz des Altbestands zusammen. Am 01. Februar 2024 wurde das neue Gymnasium im Beisein zahlreicher Ehren- und Festgäste feierlich seiner Bestimmung übergeben. Foto: © Wolfgang Thaler-Treusch architecture

BG/BRG Keimgasse – Mödling
Seit 127 Jahren ein traditioneller Ort des Lernens und der Begegnung

MÖDLING. Die Vermittlung von mannigfaltigem Wissen und Fertigkeiten ist natürlich DAS pädagogische Ziel der „Keimgasse“ – wofür das Gymnasium Mödling weithin bekannt ist. Neben der Wissensvermittlung haben hier Persönlichkeitsentwicklung sowie soziale Kompetenz einen besonderen Stellenwert im Schulalltag. Absolvent:innen verlassen die Schule mit einem fundierten Basiswissen auf dem im weiteren Ausbildungs- und Lebensweg stetig aufgebaut werden kann. Es ist bewiesenes Faktum: kreative Wissensvermittlung erzeugt und weckt Freude an lebenslangem Lernen.

© Rupert Steiner-Treusch architecture

„Die Keimgasse“ im Wandel der Zeit
Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr Mödling nicht zuletzt durch die Errichtung der Südbahn enormen Aufschwung und Zuzug. Die sich etablierende neue Gesellschaft stellte stetig höhere Anforderungen an die Bildung ihrer Sprösslinge. In der Folge finanzierte die damalige Sparkasse den Bau des ursächlichen Gymnasiums, welches bereits 1897 eröffnet wurde, gleichzeitig verpflichtete man sich auch zum Erhalt der Schule. Im Jahre 1904 gingen sowohl das Schulgebäude selbst als auch die Erhaltungspflicht an das Land Niederösterreich über.
Im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts wurde das Gymnasium insgesamt acht Mal erweitert, aus- und umgebaut. Dennoch war stets Platzmangel an der Tagesordnung: Wanderklassen ohne eigenen Klassenraum, dislozierter Unterricht für vier Klassen (2013 bis 2022) in der Jakob-Thoma-Mittelschule sowie Containerklassen (2008 – 2022) blieben bestehen. Diverse Lehrsäle wurden sogar zu Klassenräumen umfunktioniert – sprichwörtlich „jeder Quadratzentimeter der Schule“ für den Unterricht genützt.

Im Herbst 2016 konnte nach langem Ringen und zähen Verhandlungen um Erweiterung endlich aufgeatmet werden – die BIG schrieb 2017 einen EU-weiten Generalplaner Wettbewerb zur großzügigen Erweiterung und Generalsanierung der „Keimgasse“ aus. Als Gewinner ging das renommierte Wiener Architekturbüro Treusch architecture ZT GmbH mit ihrem eindrucksvollen Gesamtentwurf hervor.

Unter der Berücksichtigung städtebaulicher Einfügung sowie Erfüllung gesetzlicher Vorgaben und Anforderungen an einen modernen Unterrichtsbetrieb, wurde die Erweiterung des Gymnasiums unter Federführung der Treusch architecture ZT GmbH geplant und umgesetzt. Dabei optisch perfekt gelungen: Mit dem direkten Anbau moderner, kubischer Baukörper an das bestehende historische Gebäude wurde ein stimmiges Ensemble zwischen Altbestand und Neubau geschaffen. Die neutrale Architektur mit einem Farbkonzept in Naturtönen und natürlichen Materialen wie Stein und Holz – tritt dezent in den Hintergrund um das bunte Leben der Schule zu betonen.

Die Realisierung des Mega-Projektes erfolgte in insgesamt drei Bauphasen:

2019 startete – nach intensiven Planungsleistungen und Behördenwegen – die erste Bauphase mit dem Abbruch der alten Turnsäle – in der Folge entstand hier der insgesamt 4300 m2 große Neu- bzw. Zubau. Dieser beherbergt neun Klassen, einen Mehrzwecksaal, den Verwaltungstrakt sowie die 3-fach Sporthalle. Diese bietet den aktuell rund 1040 Schüler:innen mit einem zusätzlichen Sportplatz auf dem Dach ausreichend Möglichkeiten für Bewegung und Sport. Das Erdgeschoss bildet dabei das Herzstück – hier sind der Speisesaal, diverse Gruppenräume unter anderem für die Nachmittagsbetreuung – durch Schiebetüren zu den Terrassen erweiterbar – und Multifunktionsräume situiert. Zum Ausgleich des natürlichen Gefälles wurde das Erdgeschoss des Neubaus mit dem Untergeschoss des Bestandes verbunden. In den drei darüber liegenden Geschossen befinden sich Klassenräume, welche sich um einen zentralen Innenhof gruppieren. Sämtliche Unterrichtsräume sind optimal belichtet – in den Pausenflächen sorgt ein offener Lichthof für sonnendurchflutete Wohlfühlatmosphäre. Das Sonnendeck verbindet den Klassentrakt mit dem Sportplatz.

Ausstattung
Sämtliche Unterrichtsräume sind mit digitalen Komponenten wie Computer, Presenter, Beamer und selbstverständlich mit leistungsfähigen Netzwerk- und Internetzugängen ausgestattet. Temperatur- und CO2-Sensoren sorgen passgenau für ein optimales Raumklima. Die Lichtregelung erfolgt via ressourcenschonender LED-Beleuchtung automatisch durch Bewegungssensoren, können auf Wunsch aber auch manuell gesteuert werden. Die Beschattung erfolgt mittels Lichtlenkungslamellen ebenfalls automatisch. Im Sinne des ökologischen Fußabdruckes entschloss man sich für einen Fernwärmanschluss. Zusätzlich wurde eine Wärmepumpe installiert, welche von zahlreichen Erdbohrungen unter der Sporthalle gespeist wird. Dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend, nützt die auf dem Dach montierte 102kWp Photovoltaik-Anlage zusätzlich Sonnenlicht.

Erleichtert wurden die Sanierungsarbeiten durch die Aufhebung des Denkmalschutzes – dies deshalb, weil der Originalzustand des Altbestandes wegen früherer Umbauten nicht mehr erhalten war.

In der zweiten Bauphase wurde in den Jahren 2021/2022 der Südtrakt des alten Schulgebäudes generalsaniert. Durch den neuen Dachaufbau erhöhte sich die Raumlichte, wodurch Platz für mehrere adäquate Unterrichtsräume entstand.

In der dritten und letzten Bauphase wurde schließlich der Nordtrakt modernisiert, auch hier wurde das Dach angehoben. Der ehemals ungenützte Dachboden beherbergt heute ebenfalls zwei großzügige, lichtdurchflutete Unterrichtsräume für Bildnerische Erziehung sowie ein Atelier.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden sämtliche Fenster von der Fa. Katzbeck GmbH durch moderne sich perfekt in den Altbestand einfügende Fenster erneuert. Für moderne großflächige Fliesen in den Klassenzimmern, WC-Anlagen und in den Gangflächen sorgte die Firma Fuchsberger GmbH, sowohl im Neubau als auch im generalsanierten Altbestand – selbstverständlich findet sich auch hier das Farbkonzept wieder.

Die Schloss und Riegel GmbH montierte für den gesamten Schulkomplex ein digitales Schließsystem mit eigener Energieversorgung. Zylinder und Schlüssel können online verwaltet werden – neue oder geänderte Zutrittsrechte können mittels Fernwartung am PC geändert werden – ein sicheres, ökologisches Schließsystem.

Für die Bauaufsicht, Fachbauaufsicht und Baustellenkoordination zeichnete die TDC ZT GmbH verantwortlich und sorgte somit für eine reibungslose und vor allem unfallfreie Bauzeit.

Besondere Herausforderungen während der gesamten Bauzeit
Während der gesamten Bauzeit von insgesamt vier Jahren konnte – dank „umsichtiger Planungen“ der Schulbetrieb aufrecht erhalten. So musste vor bzw. nach jeder einzelnen Bauphase der entsprechende Schultrakt zur Gänze ab- bzw. übersiedelt werden. Direktor Mag. Päuerl fungierte neben seiner eigentlichen Tätigkeit als pädagogischer Leiter des Gymnasiums auch als Koordinator und Ansprechperson für die Bauleitung und die Architekt:innen, dem Lehrerteam und natürlich den Jugendlichen.
Der laufende Schulbetrieb während der Bauzeit erforderte von allen Beteiligten erhöhte Kommunikation und Flexibilität und war nur durch das engagierte Zusammenarbeiten von Archtiekt, Bauaufsicht, beauftragten Firmen sowie der Schule bewältigbar. Schüler:innen und Lehrkräfte mussten dabei mittels genau gekennzeichneter „Verkehrswege“ tagtäglich durch die Baustelle „gelotst“ werden.

Besonders erwähnenswert: „Weder Corona noch die darauffolgende Wirtschaftskrise konnten die planmäßige Realisierung des Projektes verhindern.“ Chapeau für die grandiose Meisterleistung in allen Belangen!
Nach Fertigstellung sämtlicher Arbeiten hat sich die Nutzfläche der Schule beinahe verdoppelt – es stehen nun beeindruckende ca. 6400 m2, 43 Klassen mit modernster High-Tech Ausstattung, Spezialsäle und Labore, Sportstätten und ausreichend Freizeit- und Pausenraum zur Verfügung. Für die Errichtung der neuen „Lernwelt“ wurden rund 65 Millionen Euro investiert. Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister betonte bei den Eröffnungsfeierlichkeiten die Wichtigkeit des Investments in die Bildung und somit in die künftige Gesellschaft. Direktor Mag. Michael Päuerl abschließend: „Mein großer Dank gilt der Stadt Mödling mit Bürgermeister Hans Stefan Hintner an der Spitze, dem Archtiktenteam Treusch, der Bauleitung, den beauftragten Firmen, den Mitarbeiter:innen im Ministerium und der Bildungsdirektion, meinem Team in der Schule und natürlich den Schüler:innen. Mödlings Bürgermeister Hans Stefan Hintner ergänzend: „Unsere Kinder und Jugendliche sind das kostbarste uns anvertraute Gut, das Gymnasium Keimgasse ist eine neue Visitenkarte unserer Bezirksstadt Mödling!“

Leitlinien und Angebote heute

Ein besonders wichtiger Aspekt im Schulalltag stellt das soziale Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung dar. Schulklassen sind Lerngemeinschaften – Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz werden als essentielle Voraussetzung für ein erfolgreiches Lernen gesehen. Schüler:innen der höheren Schulstufen (5. 6. 7. Schulstufen) übernehmen freiwillig Patenschaften für die Erstklässler und fungieren als Ansprech- und Vertrauenspersonen beim Einstieg. Für die rund 200 Schüler:innen der ersten Klassen stehen jedes Jahr rund 50 Paten mit Rat und Tat zur Verfügung. Dass diese Bemühungen absolut richtig sind, demonstriert die „Keimgassengemeinschaft“ immer wieder bei Tagen der offenen Tür sowie bei diversen Veranstaltungen, wenn zahlreiche Schüler:innen gemeinsam IHRE Schule mit Idealismus und Begeisterung präsentieren.

Unterschiedliche Schulzweige
In den ersten und zweiten Klassen wird nach einem einheitlichen Lehrplan unterrichtet – somit können individuelle Interessen und Fähigkeiten leichter „entdeckt“ werden. Erst ab der dritten Schulstufe werden zwei unterschiedliche Schulzweige angeboten, welche die persönlichen Ressourcen noch vertiefen helfen. Im Gymnasium werden neben klassischer Allgemeinbildung Sprachkenntnisse besonders in den Fokus gerückt, zudem wird großer Wert auf Praxis- und Projektarbeit gelegt. Hierfür wurden in der Unterstufe die schulautonomen Pflichtgegenstände ArtsLab (Schwerpunkte in Musik und Bildnerischer Erziehung) und Informatik, in der Oberstufe Wirtschaft & Recht sowie Informatik, implementiert. In der Oberstufe kommt mit Russisch oder Französisch eine zweite lebende Fremdsprache hinzu. Latein steht für Schüler:innen des gymnasialen Zweiges ab der dritten Klasse auf dem Stundenplan. Das Realgymnasium subsumiert Persönlichkeitsentwicklung, naturwissenschaftliche Reflexion und die praktische Anwendbarkeit von Wissen mittels Laborunterricht in Biologie, Physik und Chemie.
Einen weiteren und ganz besonderen Schulzweig bilden die sogenannten Modellklassen, welche aktuell als Schulversuch laufen. Diese Variante wurde für Kinder geschaffen, die besonders schnell, leicht und mit großem Wissensdurst lernen. Die Unterstufe wird hier in nur drei Jahren „durchlaufen“, – Absolvent:innen der Modellklassen gelangen bereits nach sieben Jahren zur Matura. Das Motto dieses Schulzweiges lautet – „Lernen aus Leidenschaft – möglichst ein Leben lang“. Unterstützt werden teilnehmende Schüler:innen durch einen nochmals flexibleren, individuell ausgestalteten Unterricht.
Groß geschrieben wird in der „Keimgasse“ die allgemeine Förderung von Begabten und Begabungen – diese wird durch zahlreiche unverbindliche Übungen, Interessenskurse, Wettbewerbe etc. in den Bereichen Kunst, Naturwissenschaften, Psychologie, Sport, Wirtschaft und dergleichen, ersichtlich. Schüler:innen nehmen diese zahlreichen Angebote gerne freiwillig in Anspruch. Eine weitere gelebte Besonderheit am Gymnasium Keimgasse: Durch das implementierte „Drehtürmodell“ besteht für begabte Schüler:innen die Möglichkeit am Unterricht höherer Schulstufen teilzunehmen und somit den eigenen Stundenplan zu bereichern.
Bereits im Schuljahr 2000/2001 wurden am Gymnasium eigene Notebook-Klassen eingeführt – die Keimgasse ist seither offiziell anerkannte Kompetenzschule in den Bereichen E-Learnig und E-Education – spezielle Lernplattformen und audiovisuelle Medien unterstützen hier die Lernprozesse. passenderweise werden künftig Schwerpunkte im Bereich der künstlichen Intelligenz in den Unterricht einfließen. Den Schüler:innen wird im Unterricht durch das Arbeiten mit modernsten Medien ein positiver aber dennoch kritischer Umgang vermittelt.

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