Zum ersten Mal 20 Grad. Andächtig sitze ich im Vorgarten und beobachte eine Biene. Zielstrebig steuert sie Narzissen und Krokusse an. Sie verliert sich in den gelben, weißen, lila und rosafarbenen Blüten und sammelt Nektar als wäre es der erste und zugleich letzte Sommertag.
Nach ein paar Minuten hebt sie ab. Ihre „Hecklast“ beträgt 45 Milligramm. Links und rechts mit Nektarbällchen beladen müht sie sich in den Steilflug. Das beeindruckt mich. Nach 10 Minuten hat sie einen Kilometer geschafft. Täglich fliegt sie 85 Kilometer und steuert bis zu 1000 Blüten an. In 40 Tagen hat diese Biene 9,3 Gramm Honig hergestellt – des entspricht einem Teelöffel. Danach stirbt sie an Erschöpfung. Ein tragisches Ende.
Noch tragischer finde ich, dass ich an diesem 20 Grad-Tag nur eine einzige Vertreterin ihrer Art sah. Wo waren ihre KollegInnen? Der Bestand ist in den letzten 30 Jahren um 75% geschrumpft. Das ist nicht gut – für die Biene und für uns. Geht die Biene, gehen auch wir. Der Rückgang der Bienenpopulation würde zur Auslöschung von Pflanzen wie Kaffee, Äpfeln, Mandeln, Tomaten und Kakao führen, so die Gesundheitsorganisation WHO.
Wie gehen wir mit dieser „Hecklast“ um? Schaffen wir noch den Steilflug? Wenn, dann nur gemeinsam. Und auch nur dann, wenn wir wie ein im Sinkflug befindliches Flugzeug durchstarten und wieder an Höhe gewinnen.
Haben Sie dazu ein paar Ideen? Dann schreiben Sie bitte unter: fm.zagler@outlook.com.
Foto: marian anbu juwan/Pixabay