Start Lifestyle Volles Haus bei TALK IM TURM 2025

Volles Haus bei TALK IM TURM 2025

Wie Orientierung in einer vielfältigen Gesellschaft dank Bildung gelingen kann – darauf gab das BhW NÖ mit „Talk im Turm“ am 5. Juni Antwort. Das kostenlos zugängige Bildungsevent fand diesmal im Weinviertel statt. Präsentiert wurden hochkarätige Vortragende und entspannter Raum für Austausch und Diskurs der zahlreichen interessierten Gäste.

St. Pölten. Rund um sein Jahresthema „Orientierung in einer vielfältigen Gesellschaft“ lud das BhW Niederösterreich mit den BHW-Vereinen am 5. Juni zum Bildungsevent TALK IM TURM ein. Aufgebaut wurde der „NÖ Bildungsturm“ diesmal im Weinviertel: im wunderschönen und ausgebuchten Matrimonium Kollnbrunn. Die zahlreichen Gäste profitierten von den Impulsvorträgen von ORF-Auslandskorrespondent Karim El-Gawhary, Hpynose-Therapeutin Petra Heidler und Demografin Isabella Buber-Ennser.

Der renommierte Journalist und Nahost-Experte Karim El-Gawhary gab Einblicke in die internationalen Dimensionen von Migration und interkultureller Kommunikation. Die Demografin und Familienforscherin Isabella Buber-Ennser beleuchtete die demografischen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf Familienstrukturen und Gesellschaft. Hypnose-Psychotherapeutin und Universitätsdozentin Petra Heidler widmete sich der psychologischen Seite der Integration und des interkulturellen Dialogs sowie dem Umgang mit Ängsten im Kontext kultureller Diversität. Durchs Programm führte Medien-Profi Sabine Kronberger. Landesrat Ludwig Schleritzko, zuständig für Erwachsenenbildung, eröffnete in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner den Abend gemeinsam mit Gastgeberin und BhW NÖ-Geschäftsführerin Therese Reinel sowie Martin Lammerhuber – seines Zeichens Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich und Initiator partizipativer und integrativer Kulturangebote wie Talk im Turm – und Bettina Rausch-Amon, Landesvorsitzende des NÖ Bildungs- und Heimatwerks (BHW).

Talk im Turm 2025 – ein strahlendes Team: Reihe stehend v.l.: Moderatorin Sabine Kronberger, Hypnose-Therapeutin Petra Heidler, BhW-Geschäftsführerin Therese Reinel, Landesrat Ludwig Schleritzko, BHW NÖ-Landesvorsitzende Bettina Rausch-Amon und Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Martin Lammerhuber. Vorne sitzend v.l.: ORF-Auslandskorrespondent Karim El-Gawhary und Demografin und Familienforscherin Isabella Buber-Ennser. Foto: © BhW/Harald Parth|menschenvielfalt.at

Die Chance in der Vielfalt
Vielfalt sei unglaublich bereichernd, so Landesrat für Erwachsenenbildung, Ludwig Schleritzko: „Wir freuen uns darüber“, bekräftigt er – und weiß gleichzeitig: „Auf der anderen Seite bedeuten Vielfalt und Diversität immer auch Herausforderung.“ Immer stärker würden sich als Gegenbewegung dazu Egoismus und Rückzug den Weg bahnen, was jedoch nicht die Lösung sein kann: „Gemeinsame Aktivitäten und gegenseitige Wertschätzung treten diesem Egoismus entgegen“, zeigt er die Wichtigkeit gerade von Bildungsveranstaltungen und barrierefreien Angeboten als respektvolles Miteinander von allen auf, „denn Bildung gibt Orientierung und hat Wert – ja, sie schafft Werte und vermittelt Werte.“ Sein Dank gilt den Haupt- und Ehrenamtlichen im Bildungsbereich: „Ich schätze unheimlich, was hier geleistet und an immer neuen Ideen gebracht wird – danke für den unermüdlichen Einsatz im weiten Land bei uns in Niederösterreich!“

Austausch auf Augenhöhe
Integration mit dem Fokus auf Orientierung in einer Gesellschaft der Vielfalt beleuchtete auch ORF-Auslandskorrespondent Karim El-Gawhary: „Letztendlich sucht sich niemand den eigenen Geburtsort aus“, betont er. „Ein Mensch ist nicht primär Migrant, Migrantin. Vielmehr bringt jeder und jede einzelne vor allem das Paket seines alten Lebens mit sich.“ Als allerwichtigste Integrationsfront im Land sieht er klar die Schulen: „Ich habe viel Respekt davor, was an den Schulen geleistet wird.“ In der Bildung sieht er die Chancen für gelungene Integration auch im Erwachsenenalter: „Wir haben ein grundsätzliches Problem von ausgeschlossenen Menschen aus bildungsfernen Schichten – das geht weit über Migration hinaus. Wenn Menschen keinen Sprachkurs erhalten, wenn Menschen nicht arbeiten dürfen, obwohl sie Ausbildung und Wissen mitbringen, dann werden sie ihrer Würde beraubt, während gleichzeitig ihre Kompetenzen für uns verloren sind.“

„Abwehrmechanismen wie Verdrängung sind ein guter Zustand für uns, um mit Krisen oder Dingen, die uns beschäftigen, umzugehen – ob bewusst oder unbewusst“, erklärt dazu auch Hypnose-Psychotherapeutin und Universitätsdozentin Petra Heidler. Mit kleinen Übungen und erfrischend direkt bezog sie das Publikum authentisch mit ein, denn: „Wir brauchen das DU, das Miteinander, den Austausch. Kinder etwa unterscheiden nicht am Menschen, sondern daran, ob jemand beim Fußball mitspielen will.“ Gerne erinnert sie in dem Zusammenhang, wie einzigartig jeder und jede von uns ist – und dass wirklich niemand auf der ganzen Welt den gleichen Fingerabdruck hat.

Ein Abend der Insights & Impulse
Demografische Daten aus Österreich sowie im europäischen und weltweiten Vergleich präsentierte Demografin und Familienforscherin Isabella Buber-Ennser in Zusammenhang mit Zu- und Abwanderungen. Ihre geopolitischen Definitionen und Ausführungen etwa von Migrationsstufen genauso wie die Aufschlüsselung von Migrationsanteilen brachten Klarheit. „Nicht nur die Köpfe zählen“, unterstreicht sie, „sondern auch, zu schauen: Was bringen diese Köpfe mit? Bildung ist in der Demografie immer ganz entscheidend. Wie viele Kinder bekommt eine Frau, wie alt wird jemand, wie gesund ist jemand, welche Familienverhältnisse herrschen vor – all das hängt mit der Bildung zusammen.“

Und genau hier geht es zwar um Ideen, noch viel mehr aber ums Tun, so Martin Lammerhuber, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich: „Unsere Bildungsveranstaltungen, die Aktivitäten in der Basiskultur, echte Begegnungen“, hebt er heraus, was wirklich von Wert und Bestand ist – und das Zeug zu Veränderung und Orientierung hat. „Um die Nähe geht es, um das Da-Sein. Was macht wirklich Sinn? Platitüden und Hüllen am Schreibtisch zu entwickeln, sicher nicht. Wir können machen, steuern, innehalten, uns viel mitnehmen in diesem Land.“ Sein Dank gilt auch den drei Vortragenden von Talk im Turm 2025: „Sie alle sind Mutmacher.“

Bildungstürme im ganzen Land
„Als Bildungsnahversorger helfen wir auch und gerade für individuelle Themen, die direkt vor Ort aufkommen“, freut sich auch Bettina Rausch-Amon, Landesvorsitzende des NÖ Bildungs- und Heimatwerks (BHW) über den facettenreichen Wissensteppich im Bundesland: „Wir wollen uns in der Welt, in der wir leben, vielfältig orientieren können.“ Weiters lobt sie das große Angebot auf Landesebene und richtet sich direkt an die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der NÖ Bildungswerke: „Ihr bietet uns Menschen Orientierung in dieser bunten Welt, einer manchmal auch verrückten Welt.“

„Das ganze Jahr über bauen wir Bildungstürme überall in Niederösterreich auf“, fasst BhW NÖ-Geschäftsführerin Therese Reinel schließlich die Vision des gelungenen Bildungsabends zusammen – und zeigt auf, wie sich das BhW-Jahresthema „Orientierung in einer vielfältigen Gesellschaft“ in den Projekten widerspiegelt: „Unsere Wissensveranstaltungen, Workshops und Diskussionsformate greifen laufend aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen auf – von Migration, Generationenvielfalt und Genderfragen bis hin zu sozialer Ungleichheit. Immer mit dem Ziel, Wissen zu vermitteln, Perspektivenvielfalt sichtbar zu machen und zum Dialog anzuregen. Durch generationenübergreifende Projekte, interkulturelle Events oder die Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen und Gemeinden wird Bildung vor Ort greifbar gemacht.“ Dabei ist Entwicklung von Orientierungskompetenz in all diesen BhW-Projekten gegeben – ob Basisbildung, Bildungs- und Berufsberatung oder Barrierefreiheit. „Schlussendlich“, ist Reinel überzeugt, „geht es immer darum, wie ich mich in einer komplexen, oft widersprüchlichen Welt zurechtfinden kann – und was ein respektvolles Zusammenleben bedeutet.“

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