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Niederösterreich. 2021 bleibt bei vielen Menschen in Niederösterreich als das Katastrophenjahr schlechthin in Erinnerung. Der kühlste April seit 1997 mit orkanartigen Böen führte ebenso zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen, wie der katastrophale Sommer, der durch extreme Gewitter und Hagel für Entsetzen sorgte. Die 834 Einwohner zählende Gemeinde Schrattenberg im Norden Niederösterreichs wurde besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen. 90 Prozent der Häuser waren nach einem 15minütigen Hagelsturm beschädigt worden. Wie der ORF berichtete, „wurden die Bewohner von der Wucht komplett überrascht und sprachen von einem Gewitter, wie sie es noch nie erlebt hatten.“

Im Juli sorgte das Tief Bernd für großräumige Überschwemmungen. Die extremen Regenmengen lösten mancherorts die höchste Unwetterwarnstufe aus und führten dazu, dass die Gemeinde Ferschnitz nach einem Brückensturz zeitweise nicht erreichbar war und in Neuhofen an der Ybbs der Friedhof überspült wurde.

So traumatisch für viele Betroffene das Katastrophenjahr 2021 auch war, schweißte es Menschen, die sich gegenseitig halfen, zusammen. Diese Nächstenliebe in Aktion erlebte die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas nicht nur in Niederösterreich, sondern weltweit. Über 950 Katastrophenhilfskomitees waren rund um den Globus im Einsatz, um betroffenen Mitgliedern vor Ort zu helfen. Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Einsätze können der Vulkanausbruch im Kongo und die Wirtschaftskrise in Venezuela genannt werden.

Laut Feuerwehr hatten manche Hagelkörner in Schrattenberg 11cm im Durchmesser

Am 22. Mai 2021 brach der Vulkan Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo aus. Der Lavastrom zerstörte Häuser, Schulen und ein Wasserreservoir. Aber nicht nur vom Lavastrom ging Gefahr aus: Auch Tage nach dem Ausbruch regnete es giftige Vulkanasche auf die Stadt Goma. Außerdem ereigneten sich Dutzende weitere Erschütterungen. Mehr als die Hälfte der Einwohner von Goma musste evakuiert werden. Hunderttausende Menschen flohen, einige von ihnen bis über die Grenze nach Ruanda. Unter den evakuierten Bewohnern waren auch etwa 5000 Zeugen Jehovas. Einige von ihnen verloren ihr Hab und Gut durch den Vulkanausbruch, andere durch Plünderungen, während sie auf der Flucht waren. Sowohl in Ruanda als auch in der Demokratischen Republik Kongo wurden Katastrophen­hilfskomitees eingesetzt. Die Zentrale von Jehovas Zeugen in Kinshasa (Kongo) berichtet: „Der Evakuierungsbefehl war noch nicht gegeben und die Situation in der Stadt war chaotisch. Trotzdem begann das Katastrophen­hilfskomitee bereits damit, Essen, Wasser, Decken und Kleidung zu verteilen.“

Innerhalb von drei Monaten nach dem Vulkanausbruch hatten Jehovas Zeugen über 6 Tonnen Reis und Maismehl, sowie über 16 000 Liter Speiseöl und Wasser verteilt. Anstatt teure Lebensmittel zu importieren, kaufte die Zentrale die Nahrungsmittel günstig vor Ort und in großen Mengen.

Ein weiteres Beispiel ist Venezuela. Das Land steckt schon seit vielen Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise. Lebensmittelknappheit und steigende Kriminalität machen auch Jehovas Zeugen zu schaffen. Doch die gegenseitige Unterstützung und die organisierte Hilfe durch die Glaubensgemeinschaft, hilft den Mitgliedern, die Ruhe zu bewahren und optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Die Zentrale von Jehovas Zeugen in Venezuela berichtet: „Es ist eine echte Herausforderung, Monat für Monat 130 Tonnen Lebensmittel im gesamten Land zu verteilen und es denen zukommen zu lassen, die es am dringendsten brauchen. Wir kaufen die Lebensmittel ein, wenn sie besonders günstig sind und dann auch gleich in großen Mengen. Beim Transportweg achten wir genauso auf die Kosten.“

Da ein großer Mangel an Fahrzeugen und Treibstoff herrscht, legen junge Mitglieder eine Strecke von insgesamt 18 Kilometern mit dem Fahrrad zurück, um Nahrungsmittel zu den Königreichssälen vor Ort zu bringen, wie Jehovas Zeugen ihre Gotteshäuser nennen. Einer davon namens Leonel, ein Mitglied des Katastrophen­hilfskomitees in Venezuela, macht seine Arbeit sehr gerne. Er sagt: „Hilfseinsätze sind immer etwas ganz Besonderes! Nachdem meine liebe Frau an Covid-19 gestorben war, hat mir diese wertvolle Aufgabe dabei geholfen, wieder nach vorne zu schauen. Ich bleibe beschäftigt. Und ich fühle mich einfach gut, wenn ich für meine Glaubensbrüder in Not da sein darf.“

Wenn die Mitglieder von Jehovas Zeugen in Niederösterreich solche Berichte lesen, beurteilen sie oft ihre eigene Situation anders, wie viele berichten. Und sie fühlen sich bewogen, gemäß ihren Möglichkeiten entweder in den Katastrophengebieten auszuhelfen oder finanziell die Einsätze vor Ort zu unterstützen.

Foto: © pixabay

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