AUTOTEST. Polestar 3 Long Range Dual Motor Launch Edition

Mit dem Polestar 3 greift die junge „Volvo-Verwandtschaft“ auch in der elektrischen Crossover-SUV Oberklasse an – und zwar mit einem klaren Design-Statement, Premium-Komfort auf höchstem Niveau und beeindruckender Performance. Wir hatten die Gelegenheit, die sogenannte „Launch Edition“ mit serienmäßigem Plus- und Pilot-Paket, 22-Zoll-Bereifung sowie 489 PS Allradantrieb ausgiebig zu testen.

Schon der erste Anblick macht klar: Hier steht ein Fahrzeug mit Ausstrahlung. Die Silhouette trägt die Außenfarbe „Jupiter“, ist flach und gestreckt, die Motorhaube kraftvoll modelliert, das LED-Tagfahrlicht in typischer „Thor’s Hammer“-Optik und die aerodynamisch geformte Dachlinie lassen den Polestar 3 sehr coupéhaft wirken. Trotz seiner Länge von 4,90 Metern und einer Breite von knapp 2 Metern – 2,12m(!) über Außenspiegel – wirkt der „große Schwede“ nicht wuchtig, sondern vielmehr elegant und grazil. Die Soft-Close-Türen mit bündiger Verglasung und versenkbaren Türgriffen unterstreichen den limousinenhaften Charakter des Luxus-SUV. Auffällig auch die Gestaltung der Front ohne klassischem Kühlergrill – eine klare Ansage in Richtung moderne Elektromobilität. Die schwarzen Akzente kombiniert mit den 22-Zoll-Leichtmetallrädern samt 295er Bereifung an der Hinterachse, sorgen für zusätzliche Dynamik.

Im Innenraum trifft skandinavischer Purismus auf Hightech, das Platzangebot präsentiert sich vorne wie im Fond fürstlich. Die Sitze in tierfreiem Nappaleder mit MicroTech-Einsätzen sind sowohl beheiz- als auch belüftbar, elektrisch einstellbar und mit Massagefunktion ausgestattet. Die Verarbeitungsqualität ist absolut hochwertig, nachhaltige Materialien wie recycelte Stoffe und Aluminium unterstreichen den Umweltanspruch. Das Plus-Paket bringt unter anderem ein riesiges Panoramadach, eine elektrische Lenksäule, beheizbare Rücksitze und beheizbares Lenkrad und den absoluten Hörgenuss: das leistungsstarke Bowers & Wilkins Soundsystem mit 1610 Watt(!), 25 Lautsprechern und 3D-Surround-Sound samt Dolby Atmos.

Die Armaturenlandschaft wird dominiert vom volldigitalen 9 Zoll-Kombiinstrument hinter dem Lenkrad sowie einem hochformatigen 14,5 Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Das Google-basierte Betriebssystem ist schnell, logisch und intuitiv zu bedienen – Navigation via Google Maps, Sprachsteuerung über den Google Assistant und kabellose Smartphone-Integration über Apple CarPlay funktionieren tadellos. Ergänzt wird die Cockpittechnik durch ein farbiges 9,5 Zoll Head-up-Display, das auch bei Sonnenlicht bestens ablesbar ist.

Angetrieben wird unser Testfahrzeug von zwei Elektromotoren – jeweils einer an Vorder- und Hinterachse – mit einer Systemleistung von kraftvollen 360 kW bzw. 489 PS sowie satten 840 Nm Drehmoment. Damit gelingt der Sprint von 0 auf 100 km/h in gestoppten 4,9 Sekunden, im Handumdrehen steht die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 210 km/h am Tachodisplay. Trotz des Gewichts von rund 2,6 Tonnen fühlt sich der Polestar 3 erstaunlich agil an, die flotte „Kurvenhatz“ ist fast eine Stärke des Polestar 3. Die serienmäßige adaptive Zweikammer-Luftfederung passt sich in Echtzeit der Fahrbahnbeschaffenheit an und sorgt für einen eindrucksvoll ausgewogenen Fahrkomfort. Das Geräuschniveau ist auf höchstem Oberklassenniveau angesiedelt, der Antritt souverän und unmittelbar. In Summe beschleunigt dieser Polestar 3 nicht ungesittet wie ein „Kreuz- und Genickverstaucher“ sondern mit linear steigendem Nachdruck – der Punch ist tatsächlich eine überdimensionale Wucht. Umgekehrt beeindruckend verzögern die Brembo-Performance-Bremsen.

Die netto 107 kWh Batterie erlaubt laut WLTP-Zyklus Reichweiten von bis zu 636 Kilometern. In unserem Test bei typischem Aprilwetter und gemischtem Fahrprofil pendelt sich der Verbrauch zwischen 19,8 und 23,9 kWh pro 100 Kilometer ein, was realistische Reichweiten um die 480-530 Kilometer bedeutet. Geladen wird mit flotten, bis zu 250 kW an der DC-Schnellladesäule – ein Ladevorgang von 10 auf 80 % dauert damit nur etwa 30 Minuten. An der „Ottonormalverbraucher“ 11 kW Wallbox benötigt der Polestar rund 11 Stunden für eine Vollladung – absolut alltagstauglich.

Auch beim Thema Sicherheit wird nicht gespart: das Pilot-Paket enthält unter anderem Pilot Assist mit Teilautonomem Fahren Level 2, adaptiven Tempomat, Spurhalte- und Totwinkel-Assistenten mit Lenkeingriff, Querverkehrswarner mit Notbremsfunktion sowie eine 360-Grad-Kamera mit exzellenter 3D-Darstellung. Auch der neue Fahrerüberwachungsassistent mit 2 Innenkameras und die automatische Innenraum-Entriegelung im Notfall sind mit an Bord.

Der Laderaum fasst im Normalzustand 484 Liter und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf bis zu 1.411 Liter erweitern. Zusätzlich gibt es einen kleinen Frunk mit 32 Litern – ideal für Ladekabel oder kleinere Utensilien. Die elektrisch öffnende Heckklappe reagiert zuverlässig auf den Fußsensor und erleichtert das Beladen im Alltag.

Fazit: Mit dem Polestar 3 ist den „Schweden“ ein automobiles „Fastkunstwerk“ gelungen. Das Fahrzeug überzeugt durch seine stimmige Kombination aus Stil, Fahrkomfort, Hightech und famosen Fahrleistungen – und das mit einem durchdacht nachhaltigen Konzept. Die Launch Edition bringt mit den Plus- und Pilot-Paketen ohne Aupreis alles mit, was das Herz begehrt, von Fahrkomfort über Sicherheit bis hin zur Infotainment-Oberklasse. Wer ein E-Crossover-SUV mit Premium-Anspruch, Charakter und echter Alltagstauglichkeit sucht, wird beim Polestar 3 fündig. Der Preis ab rund 89.900 Euro ist angesichts der gebotenen Gesamtqualität gerechtfertigt – Premium aus Schweden, vollelektrisch und in Summe auf den Punkt gebracht.

Fotos: © slz

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