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AUTOTEST. Fiat Grande Panda Electric La Prima

Wir fahren den neuen Fiat Grande Panda Electric in „Luna Bronze“ und schauen, ob er den fröhlich-pragmatischen Geist des legendären Vorgängers in die elektrische Zeit trägt.

Wir stehen vor ihm und müssen unweigerlich an das Original der Achtziger denken – das kantige Fiat-Panda-Urmodell, mit dem Giugiaro einst 1980 die Formel „maximaler Nutzen auf minimalem Raum“ prägte. Genau dieses Prinzip greift der Grande Panda wieder auf: klare Kanten, kurze Überhänge, ein bewusst kastiges Auftreten mit 17“ Leichtmetallräder „Bicolore“. Die pixelartigen LED-Scheinwerfer spielen charmant mit dem quadratischen Lichtbild der Vergangenheit, nur jetzt digital interpretiert. Eine robuste Kunststoffumrahmung zitiert den rustikalen Charakter früherer Pandas, während „Luna Bronze“ dem Kleinen eine elegante, fast edle Note verleiht. Mit 3,99 Metern Länge bleibt er ein „Stadtkind“, wirkt aber präsenter als klassische City-Minis.

Wir sitzen aufrecht und mit sehr guter Übersicht – typisch Panda-Gene. Das horizontale Armaturenbrettband erinnert klar an das legendäre Ablagebrett des Ur-Panda, damals schlichtes Hartplastik, heute aus Bambusfasern inklusive Bambox als moderne, offene Ablagezone mit Smartphone-Fächern und praktischen Stauräumen gestaltet. Funktional, ehrlich, einfach – und das steht ihm hervorragend. Vor uns liegt ein rund 10-Zoll-Digitaldisplay, daneben ein 10,25-Zoll-Touchscreen inklusive Navigationssystem mit kabelloser Smartphone-Integration. In der von uns gefahrenen La-Prima-Version kommen Klimaautomatik, Keyless-Go, kabelloses Laden, Rückfahrkamera sowie Front- und Parksensoren hinzu. Die vorderen Sitze sind beheizbar, die Stoffbezüge wirken robust und freundlich. Alles fühlt sich zweckmäßig, aber sympathisch an – kein Tech-Zirkus, sondern alltagstauglich gedacht.

Vorne haben wir großzügige Platzverhältnisse und eine angenehm erhöhte Sitzposition. Hinten wird es erwartungsgemäß enger, zwei Erwachsene gehen aber problemlos für mittlere Strecken mit. Die Türen öffnen weit, das Einsteigen fällt leicht und die Bedienung ist so intuitiv, wie es die Panda-Tradition verspricht. Kein Rätselraten, keine überladenen Touchmenüs – einfach fahren, einfach leben.

Der Kofferraum bietet immerhin 361 Liter. Die Öffnung ist groß, die Ladekante niedrig und das Abteil rechteckig – praktisch für Einkauf und Alltag. Mit umgeklappter Rückbank entsteht eine 1315 Liter große, nutzbare Fläche. Man merkt, dass Fiat das Bedürfnis nach Raum in einem kleinen Auto verstanden hat, ganz wie damals beim Ur-Panda, nur nun zeitgemäß sauber verkleidet und leise rollend.

Unter der Haube arbeitet ein Elektromotor mit 83 kW / 113 PS. Von 0–100 km/h geht es in rund 11 Sekunden, und im Stadtverkehr fühlt sich der Antritt sogar flotter an, als die Zahl vermuten lässt. Sofortiges Drehmoment, leises Gleiten, ein gemütliches Federverhalten – der Panda bleibt sich treu: entspannt, unaufgeregt, souverän im Kleinen. Auf Landstraßen bleibt er stabil und ruhig, auf der Autobahn fühlt er sich bis etwa 130 km/h wohl, darüber wird klar, dass sein „Habitat“ urban und suburban ist.

Beim Laden zeigt sich der Grande Panda besonders clever. An einer Wallbox lädt er mit 11 kW, an einer Schnellladesäule nimmt er bis zu 100 kW Gleichstrom auf – damit schaffen wir den üblichen 20-bis-80-Prozent-Bereich in rund 30 Minuten. Dazu passt das Panda-typische Detail: Unter der vorderen Haube sitzt ein fix integriertes, aufgerolltes Not-/Langsamlade-Kabel für Haushalts- und Parkhaussteckdosen. Kein loses Kabel im Kofferraum, kein Suchen, einfach plug-and-go. Ein kleines, aber sehr alltagsstarkes Feature, das widerum den „einfach, aber genial“-Gedanken des Originals aufnimmt. Im gemischten Testbetrieb bewegt sich der Verbrauch im Bereich von etwa 15,5–17,5 kWh/100 km, natürlich klar abhängig vom Fahrprofil.

Fazit: Der Fiat Grande Panda Electric bleibt auch Jahrzehnte später seinem Ursprung erstaunlich treu: pragmatisch, sympathisch, clever und mit einem Schuss italienischer Leichtigkeit. Er fährt angenehm, ist übersichtlich, bietet für seine Größe viel Raum und setzt auf smarte Einfachheit statt komplexen Technikprunks. Er will kein Langstreckenheld sein, sondern ein ehrlicher Freund für Alltag, Pendelwege und Stadtleben – und genau darin glänzt er. Wer ein kompaktes, charakterstarkes E-Auto sucht, das mit Herz und Hausverstand konstruiert wurde, bekommt hier einen modernen Panda, der seine Seele behalten hat und jetzt elektrisch von dannen zieht.

Fotos: © slz