
Vor 100 Jahren begannen Jehovas Zeugen ihre Tätigkeit im ehemaligen Jugoslawien. Seit den bescheidenen Anfängen im Jahr 1925 hat sich die gute Botschaft der Bibel trotz Kriegen, politischer Veränderungen und Anfeindungen in der Region verbreitet. Heute organisieren Büros in den Städten Belgrad, Ljubljana, Skopje und Zagreb die Tätigkeit von Jehovas Zeugen in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien.

Franz Brand lernte die Wahrheiten der Bibel in Österreich kennen und ließ sich 1925 als Zeuge Jehovas taufen. Noch im selben Jahr kehrte er ins heutige Serbien zurück, begann die gute Botschaft der Bibel bekannt zu machen und organisierte einen regelmäßigen Gruppenbibelkurs. Danach zog er nach Maribor (im heutigen Slowenien) und predigte weiter. Im Jahr 1927 wurde in Maribor der erste öffentliche Vortrag gehalten und 1930 ließen sich 20 neue Mitglieder von Jehovas Zeugen taufen. Am 9. September 1930 wurde das Predigtwerk rechtlich anerkannt, sodass die Glaubensgemeinschaft nun freier von Haus zu Haus gehen und Gottesdienste abhalten konnte.
In den folgenden Jahrzehnten änderte sich die Situation. Der Zweite Weltkrieg brachte die erbitterte Verfolgung von Jehovas Zeugen durch die Nationalsozialisten mit sich. Im heutigen Slowenien wurde fast die Hälfte der damals 100 Mitglieder verhaftet und nie wiedergesehen. Nach dem Krieg begann die harte Diktatur des kommunistischen Regimes. Zeugen Jehovas konnten nur heimlich predigen und zusammenkommen, und viele von ihnen kamen wegen ihrer politischen Neutralität in Haft. Trotz dieser Herausforderungen waren sie weiter füreinander da und blieben dem Gott der Bibel Jehova treu, weshalb die Glaubensgemeinschaft in Jugoslawien stetig zunahm.
Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes Anfang der 1990er-Jahre wurde Jugoslawien schrittweise in sechs unabhängige Staaten aufgeteilt. Vorurteile aufgrund von Volkszugehörigkeit und Religion führten erneut zu Gewalt und Krieg. Für Jehovas Zeugen war das eine Gelegenheit, ihre Treue zu Gottes Königreich und ihre brüderliche Liebe unter Beweis zu stellen. Im krassen Gegensatz zu den Unruhen in ihrem Umfeld hielten sie 1991 in Zagreb (im heutigen Kroatien) einen internationalen Kongress ab. „Obwohl um uns herum offensichtlich Krieg drohte, herrschte auf dem Kongress ein außergewöhnliches Gefühl der Einheit“, erinnert sich Dragutin Novak, der den Kongress mitorganisiert hatte. „Während die Intoleranz in der Gesellschaft zunahm, bewiesen wir, dass christliche Liebe Hass und Uneinigkeit besiegt.“

Heute sind in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens fast 13 000 Zeugen Jehovas aktiv. In den vergangenen 100 Jahren haben sie nicht nur ihre Treue bewiesen, sondern deutlich gezeigt, dass Liebe „ein vollkommenes Band der Einheit“ ist, wie dies im Bibelbrief an die Urchristen in Kolossä (Kapitel 3, Vers 14) nachgelesen werden kann.
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Franz Michael Zagler
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