Gewalt hat viele Gesichter, Zivilcourage noch mehr
ST. PÖLTEN. Niederösterreich hat ein klares Ziel: Jede Frau soll wissen, wo sie Hilfe und Unterstützung erhalten kann, wenn sie von Gewalt betroffen ist. Keine Frau soll sich in Zukunft noch dafür schämen müssen, dass sie in ihrem Zuhause nicht sicher leben kann. Jede Frau soll sich darauf verlassen können, dass ihre Mitmenschen solidarisch mit ihr einen Ausweg suchen. „In Niederösterreich setzen wir zahlreiche Initiativen, die Hilfe und Information für Betroffene bieten. Jede Frau, die Schutz und Unterstützung benötigt, soll diese auch rasch und unbürokratisch bekommen. Unser Bundesland verfügt über ein gut ausgebautes Netz an Initiativen und Einrichtungen, die professionelle Hilfe anbieten. Wir sehen es als unsere Verantwortung an, weiter auf diese Möglichkeiten aufmerksam zu machen und betroffene Frauen zu ermutigen, die Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Dieses Ziel kann nur dann erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Die NÖ-Gemeinden sind seit Jahren verlässliche Partner und viele Gemeinden sind in den vergangenen Jahren schon aktiv geworden. Nun wird es Zeit, diese engagierten Gemeinden auch vor den Vorhang zu holen. Sichtbar zu machen, wer bereits mitmacht – denn: Gewalt hat viele Gesichter, Zivilcourage noch mehr“, erklärt Frauen-Landesrätin Teschl-Hofmeister.
„Um sich aus einer Gewaltbeziehung befreien zu können, brauchen Frauen vor allem Mut. Mut über die Gewaltsituation zu reden und Mut sich Hilfe zu holen. Für viele Frauen ist es hilfreich, wenn es sensibilisierte Personen in ihrer unmittelbaren Nähe – nämlich in der eigenen Gemeinde – gibt, die ihnen sagen, dass sie sich an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus wenden können. Für den Aufbau eines solchen Unterstützungsnetzwerkes vor Ort braucht es engagierte Menschen, allen voran Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Denn Gewalt geht uns alle an und nur gemeinsam können wir gewaltbetroffene Frauen hin zu einem selbstbestimmten und gewaltfreien Leben unterstützen“, so Elisabeth Cinatl, Vorsitzende des Netzwerks österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.
„Ich weiß, dass es schwierig ist über solch sensiblen Themen zu reden, aber ich weiß auch wie wichtig es ist, nicht darüber zu schweigen. Meine Gemeinde geht solidarisch mit Betroffenen um, und ich habe immer ein offenes Ohr. Niemand braucht sich zu schämen und alleine zurechtzukommen. Mir ist es sehr wichtig, mit meinen Mitbürgerinnen eine Vertrauensbasis zu haben. Alle Betroffenen müssen wissen, wo sie sich hinwenden können, wenn sie Hilfe brauchen. Denn Jede hat das Recht auf Hilfe und ein gewaltfreies Leben. Die Teilnahme an solchen Sensibilisierungsprogrammen ist deshalb essentiell. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Zeichen setzen“, so Bürgermeisterin Bärbel Stockinger.
Gemeinden, die sich beteiligen wollen, können mit Hilfe eines Maßnahmenkatalogs rückmelden, wie sie sich gegen Gewalt an Frauen in den letzten Jahren engagiert haben bzw. heuer noch engagieren werden. Damit setzen Gemeinden ein Zeichen, dass sie Frauen helfen rasch zu professioneller Unterstützung zu kommen und dass Gewalt in ihrer Gemeinde keinen Platz hat. Alle teilnehmenden Gemeinden erhalten im Rahmen einer Abendveranstaltung im Dezember 2024 eine eigens kreierte Emaille-Plakette, die sie als sichtbares Zeichen für ihr Engagement gegen Gewalt an Frauen z.B. am Gemeindeamt anbringen können.
„Ich lade alle Gemeinden ein sich gegen Gewalt an Frauen zu engagieren. Wir können zwar nicht jede Straf- oder Gewalttat verhindern, aber jede und jeder kann auf seine Mitmenschen achtgeben und ihnen im Worst Case Tipps für eine professionelle Hilfe geben“, so Teschl-Hofmeister abschließend.
Bereits Anfang September haben alle Gemeinden ein Schreiben mit sämtlichen Informationen erhalten und können bis zum 25. Oktober 2024 das ausgefüllte Formular inklusive Beilagen an post.f3@noel.gv.at übermitteln
Foto: © Erich Marschik