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Originalpartitur von Johann Strauss´ (Sohn) Operette „Das Spitzentuch der Königin“ – „Ein Beitrag für die Musikwissenschaft, sich wieder eingehend mit einem fast vergessenen Strauss-Werk zu beschäftigen“

Der langjährige Intendant der Herbsttage Blindenmarkt, Michael Garschall, hat eine Buchpatenschaft über die im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) befindliche Originalpartitur von Johann Strauss‘ (Sohn) Operette „Das Spitzentuch der Königin“ aus dem Jahr 1880 übernommen. Übergeben wurde die Urkunde in den Prunkräumen der ÖNB durch ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger im feierlichen Rahmen.

Vor 35 Jahren hat Michael Garschall die Herbsttage Blindenmarkt gegründet. In dieser Zeit ist es ihm gelungen, moderne Operetten-Ästhetik, aber ohne Verfremdung des Genres, mit arrivierten Künstlerinnen und Künstlern sowie Nachwuchssängerinnen und -sängern erfolgreich umzusetzen. Das stets ausverkaufte Festival im Mostviertel ist mittlerweile eines der wenigen Festivals, das sich österreichweit über einen so langen Zeitraum und so intensiv mit dem Thema Operette auseinandersetzt.

ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger bei der Übergabe der Buchpatenschaft an Intendant Michael Garschall am 19. Juni 2024 in den Prunkräumen der Österreichischen Nationalbibliothek

Garschall war das Heranbringen eines (auch jüngeren) Publikums an die Welt der Operette immer schon ein Anliegen. Neben oft gespielten Operetten wie Franz Lehárs „Lustige Witwe“, Carl Zellers „Der Vogelhändler“ oder Ralph Bernatzkys „Im weißen Rössl“ kommen dabei immer wieder auch weniger bekannte Operetten auf den Spielplan der Herbsttage, heuer beispielsweise Fred Raymonds „Maske in Blau“ (Premiere am 4. Oktober 2024). Als ihm die Buchpatenschaft der Originalpartitur von Johann Strauss’ (Sohn) heutzutage ebenfalls kaum mehr gespielte Operette „Das Spitzentuch der Königin“ angetragen wurde, hat er daher sofort freudig angenommen.

Insgesamt hat Strauss 19 Operetten komponiert, das Spitzentuch“ ist seine siebente, komponiert im Jahr 1880 nach einem Libretto von Heinrich Bohrmann-Riegen und Richard Genée. Der Operette war anfangs großer Erfolg beschieden, was sich aber schlagartig mit dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf neun Jahre später änderte – war doch die Handlung, zwar eingebettet in eine in Portugal spielende Geschichte, für das zeitgenössische Publikum unverkennbar als Parodie auf Kronprinz Rudolf und seine liberalen Ideen zu verstehen. „Damit mussten alle damaligen Häuser die Operette vom Spielplan absetzen und nahmen sie in der Folge auch nicht mehr ins Programm auf“, weiß Garschall. Lediglich ein Titel aus der Operette hat die Zeit überdauert, nämlich der bekannte Walzer „Rosen aus dem Süden“, den Strauss als op. 388 veröffentlichte und der auf Motiven der Operette basiert.

Buchpatenschaften sind eine Erfolgsgeschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Neben der grundsätzlichen Förderung einer der wertvollsten Bibliotheken der Welt finanzieren sie die Restaurierung und Langzeitkonservierung kostbarer Bücher, Handschriften und anderer Objekte wie beispielsweise Papyri oder Bilddokumente – und eben auch von Partituren. Garschall ist stolz darauf, dass die Patenschaft über diese Strauss-Originalpartitur nun an ihn übertragen wurde: „Vielleicht kann ich damit einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sich die Musikwissenschaft eingehend mit einem Werk von Strauss beschäftigen kann, das heute fast der Vergessenheit anheimgefallen ist und so vielleicht eine Wiedergeburt finden wird.“

Foto: © Roland Ferrigato

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