In einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstagvormittag in der Notruf Niederösterreich Leitstelle St. Pölten stellten Landesrätin Ulrike Königsberg-Ludwig und Landesrat NÖGUS-Vorsitzender Christoph Luisser gemeinsam mit den Geschäftsführern des Notrufs NÖ Josef Schmoll und Christian Fohringer die neue Kommunikations-Software „Emergency Eye“ vor.
„Es freut mich sehr, durch die Einführung von Emergency Eye – selbstverständlich unter strikter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen Vorgaben – einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung unseres Erstversorgungssystems leisten zu können“, so Luisser in seinem Statement, denn „dieses System eröffnet neue Möglichkeiten, um Leben zu retten, sowie um die Unterstützung für Betroffene als auch für Ersthelfer zu optimieren.“
Emergency Eye ermögliche es der Leitstelle, mit Zustimmung des Anrufers direkt auf dessen Smartphone zuzugreifen, um so direkt die Standortbestimmung oder auch die Kamera des Handys für eine noch bessere Ersteinschätzung des Notfalls zu nutzen. „So können sich die Notruf-Mitarbeiter ein noch präziseres Bild der Situation verschaffen, Informationen besser erteilen und die Hilfestellung gezielter koordinieren.“ Mit der Einführung der neuen Software setzte man in Niederösterreich einen weiteren Schritt, um Unterstützung und Hilfeleistung zu optimieren und so „Sicherheit und Wohlergehen unserer Bürger zu verbessern sowie eine optimale Gesundheitsversorgung und eine nach Möglichkeit noch kürzere Rettungskette zu gewährleisten“, schloss der Landesrat.
„Jeder Einsatz beginnt in der Leitstelle des Notrufes, deshalb ist es von immenser Bedeutung, dass dort einerseits hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten, andererseits, dass man sich den neuen Anforderungen – auch den technischen – stellt“, sagte Königsberger-Ludwig. In den letzten Jahren habe sich in der Notfallmedizin und überhaupt im medizinischen Bereich viel verändert und gerade Notruf NÖ sei „ein großer Player, wenn es darum geht, sich in der Notfallmedizin weiterzuentwickeln und Motivator für andere Leitstellen zu sein.“ Dass Notruf NÖ immer am Puls der Zeit sei, zeige unter anderem die seit 2009 ununterbrochene Akkreditierung zum „Center of Excellence“, so die Landesrätin, und in diese Innovationskraft füge sich nun auch die Implementierung der neuen Software ein.
Emergency Eye werde künftig bei tatsächlichen Notfällen eingesetzt, um beispielsweise Rettungsmittel noch gezielter einsetzen zu können, aber auch in der Telemedizin sowie in der telefonischen Gesundheitsberatung. „Gerade Menschen, die in einer Situation sind, in der sie einfach Angst haben, weil sie nicht wissen, warum es ihnen gerade schlecht geht, kann diese Angst genommen werden, wenn hochprofessionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Notrufes durch Bild oder Video, übermittelt dank Emergency Eye, direkt bei diesen Menschen sind und helfen können.“ Königsberger-Ludwig zeigte sich abschließend überzeugt, dass „Emergency Eye ein weiterer innovativer Baustein von Notruf NÖ“ ist.
Die Software Emergency Eye biete für die Leitstelle sowohl Funktionen der Ortung als auch des Chats mit Übersetzung und dies sei eine besonders wichtige Funktion, erklärte Notruf NÖ Geschäftsführer Josef Schmoll. „Damit können wir Sprachbarrieren hintanstellen, weil wir weit mehr als zwölf Sprachen in diesem System definieren können.“ So könne man seitens der Leistelle auf Deutsch Fragen stellen und der Anrufer könne in seiner Heimatsprache die Antworten schriftlich mitteilen. „Das überwindet aber nicht nur Sprachbarrieren, sondern bedeutet auch einen enormen Vorteil für Menschen, die beispielsweise eine höhere Behinderung aufweisen.“ Schmoll abschließend: „Die Notruf Niederösterreich Leitstelle in St. Pölten ist die erste Leitstelle Österreichs, die das System Emergency Eye einführt, mit heutigem Tag wird die Software in allen unseren Leitstellenstandorten implementiert.
Christian Fohringer, Geschäftsführer Notruf NÖ, legte seine Einschätzung zur neuen Software aus medizinischer Sicht dar. Für den Bereich der telefonischen Gesundheitsberatung sagte er: „Viele Anrufer treten mit Beschwerden und Problemen an uns heran, die schwer zu beschreiben sind, beispielsweise ein Kind mit hohem Fieber und Ausschlag“ – letzterer sei am Telefon nur schwer zu beschreiben. „Mit einem Bild oder einem kurzen Video via Emergency Eye können Pflegekräfte und Ärzte das Krankheitsbild viel einfacher einschätzen und besser konkrete Behandlungsempfehlungen geben.“ Man gehe davon aus, dass die neue Software „gerade im niederschwelligen Bereich, wo wir von ,Nicht-Notfall-Patienten´ sprechen, einen großen Impact auf die Beratungsqualität und auch die Dauer der Beratung haben wird“, so Fohringer. Im Bereich der Telenotfallmedizin werde man Emergency Eye u.a. einsetzen, um Rettungskräfte und Notärzte vor Ort in das System einzubinden, „da man damit auch einen dritten Partner in eine Telefon- bzw. Videokonferenz einladen kann, um so Spezialisten aus Kliniken dazu zu holen, wenn es beispielsweise um einen komplexen Notfall in einer abgelegenen Region geht und die Entscheidung getroffen werden muss, in welches Krankenhaus der Patient verbracht werden soll.“
Die Kommunikation-Software Emergency Eye funktioniert mit den Basisfunktionen eines jeden Smartphones und muss nicht extra installiert werden. Emergency Eye wird nicht automatisch bei jedem Anruf in einer Notruf NÖ Leitstelle verwendet, der Anrufer oder die Anruferin muss die Zustimmung zur Verwendung aktiv am Handy bestätigen.