Auch im großen Gedenkjahr 2025 fand die jährliche Gedenkveranstaltung im KZ-Nebenlager von Mauthausen in Bretstein statt. Erinnert wurde an die rund 170 Menschen, die von 50 SS-Bewachern täglich geschunden, gequält und terrorisiert wurden. Sieben verloren ihr Leben. Sie wurden erschossen, zu Tode geprügelt oder an einer Pferdekutsche festgebunden und mitgeschleift. Familie Eisenbeutl besucht seit vielen Jahren die Gedenkveranstaltung. Die ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf den diesjährigen Gastredner Dr. Günter Eichberger.
Am Samstag, dem 28. Juni, kamen bei wechselhaftem Wetter über 100 Besucher, um den Opfern im KZ-Nebenlager von Mauthausen in Bretstein zu gedenken. Von 1941 bis 1943 diente diese SS-eigene deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung dem Zweck, landwirtschaftliche Arbeitsweisen zu erproben. Gezüchtet wurden vor allem für das Bergland speziell geeignete Schafs- und Pferderassen.

Täglicher Terror der 50 SS-Männer
Die rund 170 Häftlinge im Nebenlager Bretstein waren zum überwiegenden Teil republikanische Spanier und sechs Zeugen Jehovas. Sie mussten unter klimatisch schwierigen Bedingungen, mangelnde Versorgung mit Nahrung und Kleidung, bis zur völligen Entkräftung in der Landwirtschaft schuften und beim Straßenbau helfen. Bis zu 50 SS-Männer bewachten die Arbeit und terrorisierten die Häftlinge, von denen sieben starben.
Heute ein Zeichen setzen
Eröffnet wurde die Gedenkveranstaltung von Herrn Prof. Mag. Stefan Stradner, der in seiner Funktion als Obmann des Gedenkvereins Bretstein die Wichtigkeit betonte, „den Opfern zu gedenken, ihnen Würde zu geben und hier und heute ein Zeichen zu setzen.“
„Das Böse mit dem Guten besiegen.“
Bernd Gsell vom Verein Lila Winkel erinnerte an die sechs Opfer der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Sie lebten, so Gsell, das Prinzip Liebe, frei von Rache und Gewalt. Dieses biblische Prinzip, zu finden im Brief an die ersten Christen in Rom (Römer 12:21) „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse immer mit dem Guten“, hielt auch an Orten der Grausamkeit, wie jenen in Bretstein, stand.

Kniebeugen bis zum Umfallen
Der diesjährige Gedenkredner, Dr. Günter Eichberger, Schriftsteller und Kolumnist, wusste mit tiefsinnigen Wortschöpfungen die Anwesenden zu überzeugen. Er erzählte die Geschichte seines Großonkels Johann Preiss, der als Widerstandskämpfer unter unerklärlichen Umständen im KZ Mauthausen ums Leben kam. Auch seine Großtante Anna wurde verhaftet, bekam Ohrfeigen und musste so lange Kniebeugen machen, bis sie umfiel. Später leugnete der Beamte Stelzel die Bösartigkeit des Regimes, die Misshandlungen, die er der Großtante zugefügt hatte, und bestritt, Johann Preiss in KZ gebracht zu haben.

Totgeschwiegen
Diese (Un)Taten totzuschweigen, so Eichberger, wäre „ein nochmaliges Töten der Opfer“. Deshalb ist es dringender denn je, „den Anfängen zu wehren“. Er selbst habe das KZ Mauthausen nie besucht, denn es reiche, dass sein Großonkel Johann Preiss dort war. Eichberger schloss seine gehaltvolle Gedenkrede mit den Worten: „Die Geschichte wird sich nicht immer wiederholen – es kann sogar noch schlimmer kommen.“

Stammgäste
Familie Eisenbeutl besucht seit vielen Jahren mit ihren Kindern die Gedenkveranstaltung. Warum ihnen der Besuch in Bretstein so wichtig ist, erklären sie wie folgt:
Harald: „Die Geschichte zeigt deutlich, was fehlgesteuerte Denkweisen anrichten können. Vor Ort wird einem das noch mehr bewusst. Die Überzeugung der inhaftierten Zeugen Jehovas beeindruckt mich tief. Sie waren die einzige Gruppe, die mit einer Unterschrift sofort freikommen hätte können.“
Simone: „Auch wenn dieses Außenlager klein war, ist das, was hier passiert ist, nicht weniger schlimm. Jeder einzelne Mensch, der gelitten hat, verdient unsere Erinnerung. Die Geschichte der damaligen Bibelforscher wird oft übersehen. Sie waren mutig, um für ihre Überzeugung einzustehen, und behandelten andere trotz Schwierigkeiten respektvoll.“
David, 12 Jahre: „Ich möchte mit meinem Besuch hier Danke sagen für den Mut, den Jehovas Zeugen damals gezeigt haben, obwohl viele so unfair zu ihnen waren. Das sehe ich als gutes Beispiel, weil es mir auch heute hilft, mutig zu sein.“
Fabian, 10 Jahre: „Auf der Welt gibts so viel Streit und das finde ich traurig. Irgendwie haben die Menschen nicht daraus gelernt was da früher passiert ist. Mir gefällt, dass die Zeugen Jehovas so gut zusammengehalten haben.“

Regen verstärkt Emotionen
Der 45-minütige Gedenkakt an die Opfer in Bretstein konnte dem immer wieder einsetzenden Regen nichts anhaben. Im Gegenteil: „Durch das ungemütliche Wetter seien noch tiefere Emotionen hochgekommen“, so der Obmann des Gedenkvereins Stradner, der sich für das Kommen und bei der Blasmusikgruppe Bretstein für die musikalische Begleitung bedankte, ohne zu vergessen, bereits zur Gedenkfeier 2026 einzuladen.

Verein Lila Winkel: www.lilawinkel.at, Michelbachberg 52, 8081 Empersdorf
Kontakt:
Franz Michael Zagler
Tel: 0676 637 84 96
E-Mail: fm.zagler@outlook.com