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Weltweit löste die Amoktat in einem Königreichssaal (Gotteshaus) von Jehovas Zeugen in Hamburg am 9. März 2023 tiefe Betroffenheit aus. Vertreter der Glaubensgemeinschaft aus der Weltzentrale in Amerika sowie des Hauptbüros in Deutschland reisten nach Hamburg, um die betroffenen Mitglieder zu trösten und ihnen beizustehen.

Am 25. März fand dort in einer Sporthalle eine Gedenkfeier für die Opfer des Attentats statt. Zusätzlich zu den über 3300 Anwesenden vor Ort waren über 90 000 Geräte per Livestream zugeschaltet. Die Besucher waren tief berührt von dem Programm. Für sie war es ein Beweis für die Macht der Bibel, Trauernde zu trösten und ihnen neue Kraft zu schenken. Viele empfanden ähnlich, wie ein Zeuge Jehovas, der den Angriff überlebt hat: „Es war so, als ob Jehova (Gott) uns heute in den Arm genommen hätte.“

Die Zuhörer und die Musiker des Streichorchesters singen gemeinsam „Gottes wunderbare Werke“

An der Gedenkveranstaltung nahmen ebenfalls Vertreter der Regierung, der Behörden und der Einsatzkräfte teil. Darunter waren der Erste Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Hamburg, die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, der Generalkonsul der USA in Hamburg, der Senator der Behörde für Inneres und Sport, der Chef der Senatskanzlei, der Hamburger Polizeipräsident und der Polizeivizepräsident.

Ein Streichorchester von Jehovas Zeugen spielte zu Beginn ein „Königreichslied“ – ein Musikstück aus der für den Gottesdienst verwendeten Liedersammlung der Glaubensgemeinschaft. Den Vorsitz hatte Joachim Szewczyk, ein Vertreter des Hauptbüros in Deutschland. Mark Sanderson, der aus der Hauptzentrale in Amerika angereist war, erklärte in einem kurzen Vortrag, dass sinnlose Tragödien keinesfalls von Gott verursacht werden. Im Bibelbuch Prediger werden sie vielmehr als „unerwartete Ereignisse“ bezeichnet (Prediger 9:11). Sanderson sagte: „Suchen wir nicht nach dem Sinn sinnloser Tragödien … Unsere Hoffnung, unser Glaube, unsere Liebe überdauern die Katastrophe und sind stärker als Hass und Gewalt.“ Er bedankte sich außerdem bei den Einsatzkräften der Polizei und der Rettungsdienste sowie bei den medizinischen Fachkräften, die den Betroffenen geholfen haben.

Danach hielt Dirk Ciupek eine bewegende Gedenkansprache. Er sagte: „Der Anschlag vom 9. März, das war nicht nur ein Angriff auf einige wenige Menschen, das war ein Angriff auf uns alle. Wir sind heute hierhergekommen, um eine Antwort zu geben auf Hass und auf Gewalt. Es soll eine Antwort werden aus Liebe und Mitgefühl und Empathie, eine Antwort auch aus Hoffnung und Glauben. ‚Lasst euch nicht vom Bösen besiegen‘, sagt die Heilige Schrift, ‚sondern besiegt das Böse mit dem Guten‘ (Römer 12:21). Das ist unser aller Entschluss. Dafür sind wir heute hierhergekommen.“

Im Uhrzeigersinn von links oben: Blick auf die Bühne, das Publikum und das Technikteam. Mark Sanderson spricht nach dem Programm mit Zeugen Jehovas, die die Amoktat überlebt haben, und deren Familienangehörigen. Das Programm der Gedenk-veranstaltung. Kondolenzbriefe und Karten. Auf der Bühne spielt ein Streichorchester von Jehovas Zeugen. Nach dem Programm trösten sich einige junge Mitglieder gegenseitig. Vertreter von Polizei und Feuerwehr kurz vor Programmbeginn

Die Anwesenden waren tief berührt, als Ciupek den Namen jedes einzelnen Opfers nannte: „Wir sind aber auch gekommen, um uns zu verabschieden, um zu gedenken und Abschied zu nehmen von Stephan, von Sebastian, von James und Marie, von Stephanie, von Dan und von unserer kleinen Romy [das ungeborene Kind, das bei dem Attentat getötet wurde].“ Danach wandte er sich direkt an die Familien­angehörigen und Freunde der Opfer mit den Worten: „Wir wollen euch, ihr lieben Angehörigen, heute auch zur Seite stehen.“

In seinen zu Herzen gehenden Schlussworten ging Ciupek noch auf besondere Eigenschaften der Verstorbenen ein, die den Hinterbliebenen fehlen werden. Er bezog sich auf Offenbarung 21:4, 5, als er sagte: „Ja, wir vermissen unsere Toten. Wir trauern um unsere Toten. Sie werden Teil von uns bleiben. Der Tag wird kommen, da unser Gott die Trauer, die wir jetzt empfinden, dauerhaft heilen wird, da er sie beenden wird. … Der Tod wird nicht mehr sein. Das ist die große Vision des Christentums. Das ist unsere Vision. Der Tod ist besiegbar. Der Tod muss nicht das letzte Wort sprechen. Das letzte Wort spricht Gott. … Das letzte Wort im Leben von Stephan, Sebastian, James und Marie, Stephanie, Dan und auch von unserer kleinen Romy ist noch nicht gesprochen.“

Der religiöse Teil der Veranstaltung endete mit einem zu Herzen gehenden Gebet und einem weiteren Königreichslied. Danach kamen einige Regierungs­vertreter zu Wort. Der Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, und die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, drückten in ihren Ansprachen den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus. Dr. Tschentscher erklärte, dass die Opfer und Hinterbliebenen „ihre Trauer und Verletzungen mit großer Tapferkeit“ bewältigen. Grund dafür sei ihr „tiefer, christlicher Glaube.“ Außerdem las er eine Grußbotschaft des Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, vor.

Bei der Gedenkfeier waren viele Medienvertreter anwesend. Ein Mitglied eines Fernsehteams bemerkte: „Es ist sehr beeindruckend, wie freundlich alle Menschen hier sind.“ Er ergänzte: „Wir sind auf vielen Veranstaltungen zu Gast. Aber die Atmosphäre hier, die Art und den Inhalt der Rede haben wir so noch nicht erlebt.“

Ein Ehepaar, das die Amoktat miterlebte, berichtete: „Das hat uns wirklich sehr, sehr gutgetan, über unsere Hoffnung nachzudenken, aber auch den Prozess der Trauer zu gehen und so viele Brüder um uns herum zu haben.“

Ein Zeuge Jehovas aus einer anderen Gemeinde, die denselben Königreichssaal benutzt, in dem die Amoktat verübt wurde, äußerte sich so: „Es war jetzt viel Zeit der Trauer und man ist einfach erschöpft von diesem Trauergefühl hierhergekommen. Es war eine unglaublich würdevolle Veranstaltung … Es war eine unheimliche Empathie herauszuhören aus allen Worten, von den Brüdern, auch von den Vertretern der Öffentlichkeit.“

Kontakt:
Franz Michael Zagler
Tel: 0676/637 84 96
E-Mail: fm.zagler@outlook.com

Foto: © jw.org

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