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AUTOTEST. Ford Ranger MS-RT 3,0 EcoBlue V6 240 PS A10 Doppelkabine

Schon beim ersten Blick signalisiert der Ford Ranger MS-RT, dass er mehr ist als ein Arbeitsgerät. Breite Backen, tiefergelegtes Fahrwerk und 21-Zoll-Räder machen ihn zum Sportler unter den Pick-ups – ohne dass er seine praktischen Gene verloren hätte.

Das Exterieur wirkt so, als hätte Ford seinem Bestseller ein Motorsport-Stylingpaket geschnürt: Die verbreiterten Kotflügel, die muskulösen Schürzen und der Diffusor am Heck lassen vergessen, dass wir hier eigentlich einen klassischen Lastenträger fahren. Unser Testwagen im eleganten Conquer Grey zeigt sich als echtes Statement – bullig, fast schon einschüchternd, und dennoch mit einer gewissen Eleganz. Die riesigen 21-Zoll-„Schlappen“ füllen die Radkästen perfekt aus, während kleine Spoilerelemente und Finnen aerodynamische Akzente setzen. Trotz aller Show bleibt er praktisch: Ladefläche groß, Heckklappe stabil, Verzurrösen robust – der Ranger kann nach wie vor „schuften“, wenn man ihn lässt.

Das Interieur überrascht mit einer Mischung aus Noblesse und Sportlichkeit, die man in dieser Klasse kaum erwartet. Schon beim Einsteigen fällt die erhöhte Sitzposition angenehm auf, sie vermittelt Überblick und Souveränität. Das Volant mit abgeflachtem Kranz liegt perfekt in der Hand, die 12-Uhr-Markierung gibt sportliche Orientierung. Dahinter spannt sich das 12-Zoll-Instrumentendisplay auf, gestochen scharf und frei konfigurierbar. Mittig thront ein 12-Zoll-Touchscreen im Hochformat, der fast wie ein Tablet wirkt und sämtliche Funktionen von Navigation bis Entertainment bündelt. Die Bedienung ist dank klarer Menüstruktur einfach, dazu gibt es Drehregler für die wichtigsten Klimafunktionen – eine Wohltat im Alltag. Die Sitze sind mit einer Mischung aus Kunstleder und Suedine bezogen, die Haptik erinnert beinahe an Premium-SUVs. Kontrastnähte, MS-RT-Prägungen und eine sportliche Formgebung verleihen Charakter, während die Seitenwangen für ordentlichen Halt sorgen. Dank Komfortpaket finden wir eine elektrische Verstellung, Sitzheizung und sogar eine Lenkradheizung vor – kleine Luxusdetails, die man in einem Pick-up nicht unbedingt erwartet. Auch das Platzangebot überzeugt: Vorne genießen wir üppige Bewegungsfreiheit, hinten sitzen Erwachsene bequem mit ausreichendem Beinraum und einer Sitzbank, die längerem Reisen standhält. Zahlreiche Ablagen, USB-Anschlüsse und sogar eine 230-Volt-Steckdose erhöhen den Alltagswert. So ist das Interieur nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch clever durchdacht.

Unter der Haube arbeitet ein Triebwerk, das Respekt verdient: der 3,0-Liter-EcoBlue-V6 mit 177 kW / 240 PS und 600 Nm. Schon beim ersten Gasstoß zeigt das Aggregat, dass es Kraft im Überfluss besitzt. Die 10-Gang-Automatik schaltet butterweich und dennoch entschlossen, wenn man zügig in 8,5 Sekunden von 0-100 km/h beschleunigen will. Mit „High-End“ Allradantrieb ausgerüstet, verteilt der MS-RT seine Power dabei jederzeit souverän. Anhänger bis 3,5 Tonnen? Kein Problem. Eine Nutzlast von über einer Tonne? Erledigt er im Vorbeigehen. Damit bleibt er trotz Sportdress ein echter Lastesel – nur eben einer mit Charakter.

Gerade hier lohnt sich ein Blick auf die nackten Zahlen: Die Ladefläche misst rund 1,57 Meter in der Länge und 1,58 Meter in der Breite, zwischen den Radkästen bleiben immerhin 1,22 Meter. Damit lassen sich Europaletten problemlos verstauen. Die Höhe der Bordwände von knapp 50 Zentimetern erleichtert das Sichern von Ladung, und mit einem Ladevolumen von gut 1,23 Kubikmetern bleibt reichlich Stauraum für Werkzeug, Sportgeräte oder Baustellenmaterial. Die Heckklappe lässt sich leicht öffnen und absenken, LED-Ladeflächenbeleuchtung sowie praktische Verzurrösen gehören zum guten Ton. Wer will, kann die Ladefläche mit Zubehörsystemen modular erweitern – vom Hardtop über ausziehbare Schubladen bis zur Stromversorgung. Der MS-RT zeigt also: Showcar ja, aber keineswegs ohne Substanz.

Auf der Landstraße überrascht der Ranger mit Dynamik. Die sportlich abgestimmte Federung und die Niederquerschnittsreifen lassen ihn deutlich präziser wirken als herkömmliche Pick-ups. In schnell gefahrenen Kurven liegt er satt, das Volant vermittelt erstaunlich viel Rückmeldung. Fast vergisst man die zwei Tonnen Gewicht – bis eine enge Parklücke oder eine schmale Tiefgaragenzufahrt daran erinnert, dass man hier ein Dickschiff bewegt. Komforttechnisch verlangt er kleine Zugeständnisse: Querfugen und Schlaglöcher spürt man deutlicher, aber das gehört zum Charakter.

Beim Thema Verbrauch präsentiert sich der MS-RT der Leistung entsprechend. Zwischen 9,0 und 10,7 Liter Diesel je 100 Kilometer sind in der Praxis üblich, wer öfter Gummi gibt oder mit Anhänger unterwegs ist, sieht auch höhere Werte. Der 80-Liter-Tank verschafft trotzdem gute Reichweiten. Der Basispreis liegt bei 93.025,50 Euro, mit Sonderausstattung und allen Abgaben summiert sich unser Testwagen auf 96.737,50 Euro. Exklusivität hat eben ihren berechtigten Preis.

Fazit: Der Ford Ranger MS-RT ist kein nüchterner Arbeitspick-up, sondern ein Statement auf Rädern. Er verbindet ein Exterieur im Motorsport-Look, ein edles Interieur mit Premium-Anmutung und ein kräftiges Aggregat, das in jeder Lage Souveränität ausstrahlt. Natürlich ist er teurer als ein normaler Ranger und beim Komfort spürbar straffer, doch genau das macht seinen Reiz aus. Er richtet sich an jene, die nicht nur ein Werkzeug suchen, sondern auch einen Begleiter, der Eindruck macht – ob beim Geschäftstermin vor der Kanzlei, auf der Baustelle mit Europalette am Haken oder beim Wochenendtrip mit Anhänger. Kurz gesagt: ein Pick-up für Individualisten, die sich das Besondere gönnen und dabei gerne auch mal ein wenig Gummi lassen.

Foto: © slz