AUTOTEST. Kia EV6 GT
Wir konnten den vollelektrischen Crossover schon einmal verkürzt testen, jetzt dürfen wir den koreanischen Ausnahmekönner aber nochmals intensiv durch die Lande treiben. „Ring frei“ für 430 kW/585 PS, Allradantrieb und Vollausstattung – jetzt kommt der Champ…
Schon bei der ersten Präsentation sorgte der EV6 für gewaltiges Aufsehen, zahlreiche Prämierungen wie „Auto des Jahres 2022“ etc. waren die Folge. Und noch immer ist der Koreaner eine Ausnahmeerscheinung auf unseren Straßen, denn das Design im Ex- und Interieur besitzt rundum viele Alleinstellungsmerkmale und sorgt damit für höchsten Wiedererkennungswert. Die Powerversion GT verraten – gegenüber den zivileren Brüdern – Details wie der dezent modifizierte Frontspoiler und die geänderte Heckschürze, die stärker akzentuierte Motorhaube, DUAL-LED-Projektionsscheinwerfer mit adaptivem Fernlicht, Bremssättel in „Lime Green“, gewaltige 21“-Leichtmetallfelgen mit 255er Bereifung etc.
Im Interieur setzen sich diese „neongelbgrünen“ Akzente fort, egal wohin man blickt – ein stylischer, sportlicher Innenraum bittet uns Platz zu nehmen. Schwarze Veloursledersitze im GT-Design mit „Lime Green“-Ziernähten nehmen uns sprichwörtlich in die Zange. Am Lenkrad unten rechts sitzt das für uns wichtigste Detail: die berühmt-berüchtigte GT-Taste. Die Curved-Einheit für das digitale Supervision-Cluster mit 12,3“-Farbdisplay und das 12,3“-Navigationsdisplay bzw. mittig darunter das digitale Touchpanel für die Steuerung der Klima- und Infotainmentfunktionen – alles befindet sich am gewohnten Platz mit sehr guter Ergonomie. Zu den Highlights der Luxusausstattung des GT zählen unter anderem adaptiver Tempomat, Batterieheizung, elektronisches Sperrdifferential, Vehicle-to-Load-Funktion, 360°-Around-View-Monitor, intelligente elektrische Heckklappe, elektronisch gesteuertes adaptives Fahrwerk, Ambientebeleuchtung, ausklappbare Türgriffe, elektrisches Glasschiebe-/Hubdach, Meridian-Soundsystem mit 14 Lautsprechern, Ladestation, Telematik-Online-Dienste, Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktion, Lenkradheizung, Sitzheizung vorne und hinten, Parksensoren vorne und hinten, Rückfahrkamera etc. Lediglich eine elektrische Sitzverstellung suchen wir vergebens, diese ist für die Sportversion GT nicht erhältlich.
Sogar transportieren kann der EV6 GT, denn immerhin 480 bis 1.260 Liter passen ins Heck des Koreaners, weitere 20 Liter fasst der Frunk vorne für Ladekabel und kleine Reisemitbringsel.
Zwei E-Motoren mit 160 und 270 kW „boosten“ sich im GT auf eine Leistung von 430 kW oder oldschool-gewaltige 585 PS (!). Die Quasi-Freischaltung der vollen Leistung erfolgt durch das Drücken der bereits erwähnten „Lime Green“-GT-Taste unten rechts am Lenkrad. Die 740 Nm Drehmoment stehen nicht nur auf dem Papier, explosionsartig beamt sich der GT in Richtung der Höchstgeschwindigkeit. Beim Race-Start hat der Allradantrieb sprichwörtlich alle Hände voll zu tun, um nicht den Boden unter allen vier Rädern zu verlieren – spektakulär zieht der GT aus dem Stand los und beschleunigt den Crossover in gestoppten 3,4 (!) Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dieser Kia lässt sich aber von potenten Verbrennern auch nicht auf der Autobahn abschütteln. Ganz im Gegenteil, denn der infernalische Schub lässt auch jenseits der 200-km/h-Marke nicht nach – diese Leichtigkeit dabei ist fast „unpackbar“. Der Beschleunigungswahnsinn endet erst bei abgeregelten 260 km/h, da geht fast der gesamten vollelektrischen Konkurrenz sowieso längst die Luft aus! Dabei fällt uns auf, dass am aktuellen 24er Modell des GT auch am Sound gearbeitet wurde. Natürlich ist dieser „künstlicher Abstammung“, aber jetzt passt der aggressive Ton richtig spaßig zum Beschleunigungswahnsinn. Aber der GT kann auch gemächlich, mehrere zivilere Fahrmodi stehen dafür zur Verfügung, wer will, kann auch über die Landstraßen segeln und damit die durchschnittlichen Verbrauchswerte weit unter 20 kWh drücken. Brauchbare Reichweiten sind somit bis zu 400 Kilometer tatsächlich möglich, allerdings schaffen wir dies nicht ganz, zu sehr verleitet die Droge Kia EV6 GT zum „Gasgeben“.
Für Begeisterung sorgt einmal mehr die geniale 800-Volt-Ladetechnologie, gerade 18 Minuten genügen, um die 77,4-kWh-Batterie von 10-80 % aufzuladen. So genießen wir die 14-tägige Testzeit und sind verwundert, wie beharrlich sich doch das Profil an der Bereifung hält. Denn der EV6 GT lässt durch das Verstellen einzelner Dynamik-Komponenten und kundiger Hand am Steuer extreme Drifts zu, die 2,2 Tonnen Eigengewicht werden auch querdynamisch einfach mal weggewischt.
Fazit: Der Kia EV6 GT zeigt, was in puncto Elektromobilität möglich ist. Der sportliche Crossover kann Stadt, Land, Autobahn und Rennstrecke und verwöhnt überall mit Komfort und Luxus. Ein außergewöhnliches E-Fahrzeug zum sogar leistbaren Preis ab 75.390 Euro.
Technische Daten | |
Kia EV6 GT | |
Batteriekapazität | 77,4 kWh |
Leistung | 430 kW/585 PS |
Beschl. 0-100 km/h | 3,5 Sek. |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h |
Verbrauch | 27,9 kWh/100 km |
Reichweite bis zu | 424 km |
Listenpreis ab | 75.390 Euro |
Fotos: © slz