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St.Pölten. Die jüngste Hochwasserkatastrophe hat besonders entlang der Traisen und der Nebengewässer große Schäden verursacht, die aktuell aufgearbeitet werden. Neben der aufwändigen Schadensbehebung plant die Stadt zahlreiche weitere Hochwasserschutzmaßnahmen umzusetzen.

In St. Pölten wurden von 12. bis 16. September Niederschlagsmengen von über 400 Litern pro Quadratmeter aufgezeichnet. Ein Ausmaß, das Bäche und Retentionsbecken zum Überlaufen gebracht und sogar zu Dammbrüchen entlang der Traisen geführt hat. „Die Hochwasserkatastrophe hat uns wieder gelehrt, dass die Natur sich immer Räume sucht und es bei solchen Wassermassen keine 100-prozentigen Sicherheiten geben kann. Wir können nur die Lehren dieses Ereignisses nutzen und Maßnahmen forcieren, um auf vergleichbare Katastrophen vorbereitet zu sein“, so Bürgermeister Matthias Stadler.

Vollständige Sanierung wird Jahre in Anspruch nehmen
Die Schadenssumme an den Hochwasserschutzanlagen im gesamten Erhaltungsbereich des Traisen-Wasserverbandes wird auf rund 2 Millionen Euro geschätzt. Für die Behebung dieser wurde ein Sonderbeitrag aller Mitgliedsgemeinden des Traisen-Wasserverbandes beschlossen, der für die nächsten 3 Jahre zusätzliche Mittel vorsieht. Auf diesen Zeitraum wird sich daher auch die Instandsetzung der Wege und Hochwasserschutzanlagen erstrecken. Bei den Schadstellensanierung an den Dämmen und Böschungen werden die Prioritäten nach wasserbaulichen Gesichtspunkten gesetzt.Der asphaltierte Traisentalradweg auf der linken Seite der Traisen liegt in der Zuständigkeit der Stadt und wird voraussichtlich bis Ende November bis zur S33-Brücke durchgehend befahrbar sein. Die Arbeiten dafür laufen aktuell auf Hochtouren und werden von extern beauftragten Firmen durchgeführt. Der Traisentalradweg unter der Brücke Weichselbaumstraße / Pergenstraße wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 instandgesetzt. Bis daher wird ein Provisorium für den Fuß- und Radverkehr geschaffen.

Hochwasserschutz in Planung
Aktuell arbeitet eine von der Baudirektion eigens ins Leben gerufene Taskforce mit Unterstützung der Firma „Donau Consult“ auf Hochtouren daran, die Schäden zu analysieren und Erkenntnisse aus diesem Ereignis zu ziehen. Es wird geprüft, wo es zusätzliche Barrieren und Becken zum Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastruktur braucht.Dabei wurde eine Liste von wasserbaulichen Maßnahmen erstellt, deren Umsetzung von verschiedenen Faktoren abhängt. Einige Hochwasserschutzprojekte sind bereits seit einigen Jahren geplant, harren aber der Umsetzung. „Ausstehende Bescheide, Bewilligungen von Fördermitteln und die fehlende Einwilligung von Grundeigentümer:innenn können den Prozess über Jahre hinwegziehen oder sogar gänzlich verhindern. Hier müssen wir im Sinne der Allgemeinheit Überzeugungsarbeit leisten und auf das Verständnis der Eigentümer:innen hoffen“, so Stadler.

Martin Petermann vom Technischen Büro, Bürgermeister Matthias Stadler und Baudirektor Wolfgang Lengauer mit den Plänen für die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen im Stadtgebiet. Foto: © Josef Vorlaufer

Aktuelle Maßnahmen:

  • Die Adaptierung des Regenrückhaltebeckens Nadelbach wurde bereits bei der Behörde zur Bewilligung eingereicht, die Umsetzung startet 2026.
  • Das Hochwasserschutzprojekt der Traisen für den Ortsteil Pottenbrunn ist bereits sehr weit in der Planung und steht kurz vor der Ausarbeitung der Einreichunterlagen. Anschließend sind umfangreiche Grundeinlösungen erforderlich.
  • Auch der bestehende Hochwasserschutzdamm der Traisen in Spratzern wurde geprüft, derzeit wird ein Konzept für künftige Instandsetzungsarbeiten erarbeitet.
  • An der Fridauerstraße im Ortsteil St. Georgen kam es in der Vergangenheit bei Starkregenereignissen zu Überflutungen, weshalb kürzlich ein Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Abflusssituation erarbeitet wurde.
  • Im Ortsteil Pottenbrunn gibt es im Bereich des Hungerfeldweges und des Friedhofes Planungen zum Schutz der Tagwassersituation. Dabei sollen an den landwirtschaftlichen Flächen entsprechende Maßnahmen gesetzt werden.

Einige weitere Vorhaben sind bereits in Planung. Die Gespräche mit den einzelnen Grundeigentümern sind im Laufen.

Projekte der vergangenen Jahre
Der Hochwasserschutzkonzept der Stadt St. Pölten wurde bereits Anfang der 2000er-Jahre umgesetzt. Seither werden laufend Sanierungen und Instandsetzungen der Dämme und der Begleitwege durchgeführt. Entlang der Traisen ist dies im Rahmen des Dammverteidigungskonzeptes erfolgt.Alleine in den vergangenen 10 Jahren wurden zahlreiche weitere Projekte umgesetzt: Der Hochwasserschutz Spratzern Süd (2015), die Erhöhung des Traisen-Hochwasserschutzes an der Landessportschule (2016), das Rückhaltebecken Harlander Bach (2017), das Rückhaltebecken in Altmannsdorf (2019), die Sanierung und Erweiterung des Hochwasserschutzes beim Bootshaus (2020), das Rückhaltebecken beim Friedhof in Pottenbrunn (2020), das Retentionsbecken Eisbergspitze (2022) sowie die Aufweitung und Anpassung der Sohlgefälle im Bereich der Siedlung Reith (2023).

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