Anzeige

Die Metalltechnische Industrie ist in der Rezession: Sinkende Produktion und weniger Aufträge stellen Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Ziel muss es sein, Arbeitsplätze zu erhalten.

Mit 25. September starten die Kollektivvertrags-Verhandlungen für die Metalltechnische Industrie. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen allerdings keinen Spielraum für signifikante Erhöhungen: Derzeit befindet sich die Branche in einer Rezession. Sowohl Produktion als auch Auftragseingänge verzeichnen ein starkes Minus. Fakt ist: Die hohe Teuerung trifft nicht nur Beschäftigte, sondern vor allem auch Unternehmen.

Die Fachgruppe Metalltechnische Industrie NÖ sieht den kommenden Verhandlungen daher mit zunehmender Sorge entgegen. „Das deshalb, weil aus den bisher erhaltenen Kommentaren der Arbeitnehmer-Seite noch nicht das notwendige Augenmaß zu erkennen ist“, sagt Fachgruppenobmann Veit Schmid-Schmidsfelden. Anschließend an die Belastungen aus der Coronazeit haben disruptive Entwicklungen in den Lieferketten zu zusätzlichen Kosten für die Branche geführt: Halbleiter, Stahl und Aluminium und insbesondere die hohen Energiekosten.

Die Ausgangssituation ist geprägt durch einen um 5,5 % unter dem Vorjahr liegenden Produktionswert im ersten Halbjahr 2023. Auch die Auftragseingänge sind um 18 % zurückgegangen. „Die Personalkosten, basierend auf dem Kollektivvertrags-Abschluss 2022, sind im Vergleich zum Vorjahr überproportional angestiegen. Ich erwarte mir von den Verhandlern auf der Arbeitnehmer-Seite Verantwortung für den Erhalt der Arbeitsplätze zu übernehmen. Gemeinsam müssen wir durch die derzeitige Krise gehen und diese bestreiten“, betont Schmid-Schmidsfelden. Der Fachgruppenobmann hofft, dass es mittelfristig zu einer Normalisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kommt.

Karl-Dieter Nemetz, Geschäftsführer der Gießerei „Nemetzguss“
Foto: © Götz Schrage

Nemetz: „KV-Verhandlungen könnten uns den Rest der Wettbewerbsfähigkeit rauben“
Ein fatales Bild zeichnet Karl-Dieter Nemetz, Geschäftsführer einer Gießerei in Wiener Neustadt und Ausschussmitglied im NÖ Fachverband der Metalltechnischen Industrie. „Nemetzguss“ produziert seit 122 Jahren als Familienunternehmen in fünfter Generation hochwertige Maschinenbaukomponenten. Aktuell sind hier 120 motivierte Mitarbeiter:innen beschäftigt. „Unsere Leute wissen, dass wir technisch und personell gut aufgestellt sind, aber die politischen Rahmenbedingungen für wertschöpfende Arbeit sind außer Kontrolle geraten. Die Schlüsselbegriffe lauten: Inflation, Energie- und ‚CO2-Wahnsinn‘, Lieferkettengesetz, Steuerlast und Bürokratie. Und jetzt könnten uns die Kollektiv-Vertragsverhandlungen noch den Rest der über Jahrzehnte mühsam erarbeiteten Wettbewerbsfähigkeit rauben“, befürchtet Nemetz. Dabei denkt der Unternehmer besonders an die zukünftigen Generationen und warnt vor der Deindustrialisierung: „Wir sollten alle die Folgen berücksichtigen und es zu Ende denken.“

Veit Schmid-Schmidsfelden, NÖ Fachgruppenobmann der Metalltechnischen Industrie
Foto: © Josef Bollwein

Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs und auch Niederösterreichs größte Industriebranche. Über 1.200 Unternehmen, davon rund 300 in Niederösterreich ansässig, aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und „Hidden Champions“.

Die Metalltechnische Industrie beschäftigt mehr als 137.000 Menschen, rund 26.600 in Niederösterreich, und sichert damit indirekt an die 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.

Weitere Informationen:
www.metalltechnischeindustrie.at/news-presse/presse/

Anzeige