Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner präsentierte gemeinsam mit Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und dem Geschäftsführer der FH St. Pölten, Hannes Raffaseder, den weiteren Ausbau des Ausbildungsangebotes im Pflege-und Betreuungsbereich. So soll es künftig in jeder der sechs niederösterreichischen Bildungsregionen eine Höhere Sozial- und Pflegeschule geben, zudem kommt eine weitere Regionalisierung des Ausbildungsangebotes an den Fachhochschulen im Bereich Gesundheits-und Krankenpflege.
Vor allem in den letzten drei Jahren habe man besonders gesehen, „dass die Pflege- und Gesundheitsberufe zu den herausfordernsten gehören“, betonte die Landeshauptfrau eingangs. Das habe zum einen an der Pandemie-Bekämpfung, zum anderen aber auch am Arbeitskräftemangel im gesamten Gesundheits- und Pflegebereich gelegen. So werde es bis zum Jahr 2030 rund 9.500 neue Pflegekräfte brauchen, hielt sie fest. Man habe daher bereits Maßnahmen gesetzt wie etwa den Ausbau und die Modernisierung der Pflege- und Betreuungseinrichtungen: „Wir nehmen hier bis 2030 rund 300 Millionen Euro in die Hand.“ Ein weiterer wichtiger Schritt sei auch der Ausbau und die finanzielle Verbesserung der Pflegeausbildung, so Mikl-Leitner: „Wir haben bereits im Vorjahr unsere Ausbildungsplätze erweitert und von 1.700 auf 2.100 erhöht.“ Weil man aber auch die Menschen brauche, die diese Ausbildungsplätze nutzen, habe man auch eine Ausbildungsprämie eingeführt: „Wir investieren hier knapp zehn Millionen Euro. Damit erhalten neben den Schülerinnen und Schülern der Pflegeberufe auch die Studierenden an den Fachhochschulen in der Gesundheits- und Krankenpflege monatlich 600 Euro.“ Zusätzlich würde für die Studierenden auch die Studiengebühr ersetzt, informierte sie.
Ein „weiterer Schlüssel für mehr Pflegepersonal“ sei aber auch, „dass wir die Ausbildung dezentral und wohnortnah gestalten“, zeigte sich Mikl-Leitner überzeugt. Darum wolle man die regionale Pflegeausbildung ausbauen: „Zum ersten im mittleren und höher bildenden Bereich an den Schulen, zum zweiten im universitären Bereich an unseren Fachhochschulen“. So werde der Pilotversuch einer Höheren Sozial- und Pflegeschule in Gaming „in den Regelbetrieb übergehen“, so die Landeshauptfrau: „Diese Erfolgsgeschichte werden wir nun ausweiten in alle sechs Bildungsregionen in Niederösterreich“. Ein erster konkreter Standort werde Zwettl sein, kündigte sie an: „Wir wollen dort bereits mit dem Schuljahr 2024 beginnen.“
Im Bereich der Pflegeausbildung an den Fachhochschulen seien die IMC FH Krems sowie die FH St. Pölten Kooperationspartner, betonte sie weiter. So habe man im vergangenen Jahr in Mistelbach mit einem dezentralen Lehrgang am Standort Mistelbach begonnen: „Ein Meilenstein im Weinviertel.“ Mit 20 Studierenden sei man gestartet, im Vollausbau soll es in Mistelbach 150 Studierende geben. Mikl-Leitner: „Diese Regionalisierung wollen wir weiter ausbauen. In Zukunft soll es auch in Horn und Mauer die Möglichkeit geben, ein Studium in den Gesundheitsberufen zu absolvieren.“ So soll es ab Herbst dieses Jahres am Bildungscampus Mostviertel in Mauer ein derartiges Angebot geben, im Frühjahr 2024 dann auch in Horn: „In Horn werden wir mit 30 Studienplätzen beginnen, in Mauer mit 24.“ Im Vollausbau soll es dann in Mistelbach, Horn und Mauer insgesamt 450 Studienplätze geben, fasste die Landeshauptfrau zusammen: „Wir investieren hier als Land Niederösterreich über fünf Millionen Euro jährlich. Ich bin überzeugt, dieses Geld ist gut investiert.“ Mit einem „Danke an alle Pflegekräfte, die jetzt schon im Dienst stehen und das hervorragend machen“, begann Landesrätin Teschl ihre Ausführungen. Man setze heute „einen weiteren Meilenstein“, und zeige, „dass wir an ihrer Seite stehen“. Für den Bedarf an 9.500 Pflegekräften bis 2030 müsse man „an vielen Rädern drehen“, und das sei auch schon erfolgt, erinnerte sie u. a. an die sechs Mittelschulen mit Schwerpunktsetzung für Soziales und Pflege, an die Höhere Sozial- und Pflegeschule mit Matura in Gaming oder die im Pflegepaket vorgesehene Pflegelehre: „Niederösterreich steht hier als Pilotregion Gewehr bei Fuß!“. Ebenso nannte sie hier auch den Ausbildungsweg über die insgesamt elf Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, den zweiten Bildungsweg für Um- und Wiedereinsteiger, wo vor allem auch die NÖ Pflegekoordinierungsstelle bereits 1.100 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher beim Schritt in die Pflegeausbildung beraten habe, oder auch die Möglichkeit, an einer der Fachhochschulen in Krems, St. Pölten und Wr. Neustadt die Ausbildung zu absolvieren: „Zum dislozierten Standort Mistelbach kommen nun künftig auch Mauer und Horn dazu.“
Aufgrund des erfolgreiches Pilotversuches in Gaming könne nun der dortige Schulversuch in das Regelschulwesen übergeführt werden, so Teschl-Hofmeister: „Wir werden das Angebot auf alle Bildungsregionen erweitern. Niederösterreich hat sich im Waldviertel für Zwettl als Bildungsstandort entschieden und hat diese Entscheidung dem Ministerium vorgelegt. Die Bildungsdirektion hat den Standort geprüft, die Landesgesundheitsagentur und der Schulträger unterstützen den neuen Schultyp am Standort und die ganze Region steht hinter diesem Projekt.“ All das zusammen bedeute: „Es kann von einem planmäßigen Start im Herbst 2024 ausgegangen werden.“
Im Zusammenhang mit der Attraktivierung des Pflegeberufes verwies die Landesrätin u. a. auch auf die „blau-gelbe Pflegeausbildungsprämie“: „Aktuell haben in Niederösterreich 81 Prozent der Anspruchsberechtigten einen Antrag für die blau-gelbe Pflegeausbildungsprämie gestellt“. Darüber hinaus informierte sie auch über die „Pflegedialoge“, wo man mit den Pflegerinnen und Pflegern sowie Betreuerinnen und Betreuern intensiv ins Gespräch gekommen sei. Als große Anliegen hätten sich hier etwa die Entlastung in den Nachtdiensten sowie die Dienstplanstabilität herauskristallisiert. Hier konnte die Landesrätin „erste Maßnahmen“ präsentieren, so werde es ab Mitte 2023 an vorerst 16 Standorten eine zusätzliche diplomierte Pflegefachkraft im Nachtdienst geben. Für die Dienstplanstabilität starte man Pilotprojekte wie etwa „Pooling Teams“ oder „Standby-Dienste“: „Wir sind den Pflegerinnen und Pflegern in diesem Land sehr dankbar und wollen sie so gut es geht entlasten.“
Der Geschäftsführer der FH St. Pölten, Hannes Raffaseder, freute sich, „dass wir diesen neuen Weg mitgehen können“. Um die Herausforderungen in der Pflege bewältigen zu können, brauche es „möglichst viele motivierte Talente“, die sich für ein Studium der Gesundheits- und Krankenpflege entscheiden: „Wir müssen zu den Leuten in die Regionen gehen, und genau das passiert mit den regionalen Standorten in Mauer, Mistelbach und Horn.“ Es brauche eine „Top-Ausbildung“, und mit dieser müsse man „so nah wie möglich an den Menschen dran sein“, so Raffaseder.