Die verheerenden Hochwasserereignisse und deren Aufarbeitung bringen enorme Herausforderungen mit sich. Wo Schäden an Gesundheit, Haus und Besitz entstanden sind, stehen andere Dinge als die Wiederherstellung des Gartens im Vordergrund. Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtnern, die sich jedoch bereits ihrem Garten zuwenden können und möchten, finden im Folgenden Empfehlungen für die Gartenpflege nach Starkregen- bzw. Überschwemmungsereignissen im Garten. Sobald das Wasser abfließt, ist zunächst die Schonung des Bodens wichtig. Solange der Boden noch durchnässt und weich ist, sollte er nicht betreten werden, um Verdichtung vorzubeugen. Ein paar Tage später zählt die Bodenpflege zu den wesentlichsten Maßnahmen, um die Regeneration des Bodens und des Gartens zu unterstützen.
Erste Einschätzung der Situation
Schäden im Garten: Regenwasser oder verschmutztes Hochwasser?
Ist der Garten durch die Wassermengen in Mitleidenschaft gezogen worden, gilt es zu unterscheiden, ob er mit verschmutztem Wasser überschwemmt wurde oder ob es unbelastetes Hang- oder Grundwasser war, weil der Boden die Regenmassen nicht aufnehmen konnte. War es Regen-, unbelastetes Hang- oder Grundwasser, dann heißt es abwarten, bis der Boden von selbst abgetrocknet ist. Durch eine oberflächliche Bodenbearbeitung kann das Lüften und Abtrocknen beschleunigt werden.
Hat verschmutztes Hochwasser den Garten überschwemmt, sind Vorsichtsmaßnahmen wichtig
Bei allen Tätigkeiten nach Überflutungen ist es besonders wichtig, die üblichen hygienischen Maßnahmen, wie gründliches Händewaschen, zu beachten. Es sollten Arbeitshandschuhe, Gummistiefel und feuchtigkeitsabweisende Kleidung getragen werden, weil überflutete Bodenbereiche und abgelagerter Schlamm unmittelbar nach Überflutung mit Viren, Bakterien, Chemikalien oder Schadstoffen verunreinigt sein können. Führen Sie Erdarbeiten auch im Hinblick auf erhöhtes Verletzungsrisiko ausschließlich mit soliden Arbeitshandschuhen durch, da mit der Überschwemmung spitze oder scharfe Gegenstände in den Boden eingeschwemmt worden sein können.
- Schlammablagerungen über 5 bis 10 cm Höhe sollten abgetragen werden, um die Belüftung des Bodens wieder zu gewährleisten.
- Wurzel- und Knollengemüse wie Karotten, Erdäpfel und Pastinaken, aber auch Salat und alles „erdnahe“ Gemüse aus überfluteten Bereichen sollte im Sinne des Vorsorgeprinzips besser nicht mehr verzehrt werden. Obst und Fruchtgemüse, das überschwemmt wurde, lieber nicht ernten.
- Bei größeren Verschmutzungen mit Mineralöl ist ein Bodenaustausch notwendig.
- Verunreinigung durch Schwermetalle: In seltenen Fällen, wie bei Überflutungen in städtischen Ballungsgebieten, Industrieanlagen oder Deponien, kann eine lokale Kontamination mit Schwermetallen auftreten. Im Zweifelsfall kann eine chemische Analyse des Bodens in speziellen Bodenlabors durchgeführt werden.
Erste Schritte im Garten nach dem Rückgang des Wassers
- Betreten Sie den durchnässten Boden nur, wenn es absolut notwendig ist. Ein zu frühes Betreten oder Befahren kann die Bodenstruktur schädigen und zu bleibender Verdichtung führen. Stellen Sie sicher, dass das Wasser gut und möglichst schnell abfließen bzw. verdunsten kann.
- Sobald das Wasser abgeflossen ist, spülen Sie die schlammverkrusteten Pflanzen mit klarem Wasser ab. Dies sollte so früh wie möglich geschehen, bevor der Schlamm auf den Blättern eintrocknet.
- Entfernen Sie geknickte, verletzte, faulige bzw. kranke Teile an beschädigten Pflanzen so bald als möglich. Geben Sie niedergedrückten Pflanzen, die keine offensichtlichen Schäden aufweisen, etwas Zeit, sie werden sich in der Regel rasch von selbst aufrichten. Sind Stauden- oder Gehölznachpflanzungen notwendig, warten Sie einige Wochen, bis sich der Boden gesetzt und etwas erholt hat. Der Herbst bietet bis zum Frost die besten Bedingungen für die Pflanzung von Gehölzen und Stauden.
- Entleeren Sie in Übertöpfen und Untersetzern von Blumentöpfen und –trögen nach starken Regenfällen sämtliches Wasser, damit die Pflanzen nicht im Nassen stehen und die Wurzeln nicht faulen.
Pflegemaßnahmen zur Regeneration des Gartenbodens
Sobald das Begehen des Bodens möglich ist, sollte mit der Bodenpflege begonnen werden, um für Belüftung sowie Regeneration der Humusschicht und des Bodenlebens zu sorgen und etwaige Auswaschung von Nährstoffen auszugleichen.
- Nach einem Hochwasser bleibt oft eine Schicht aus feinem Schlamm auf der Erdoberfläche zurück, die mit zunehmendem Auftrocknen stark verkrustet. Diese Schicht verhindert, dass Luft in den Boden gelangt, die ein gesunder Boden benötigt. Dünne Schichten von 2 bis 3 cm Höhe können mittels Harke oder Sauzahn in den Boden eingearbeitet werden, dickere Schichten sollten so weit als möglich entfernt oder verteilt werden. Warten Sie nicht zu lange, da insbesondere schwerere Böden schnell eine betonharte Oberfläche bilden können. Diese müsste dann durch reichlich Wasser, in mehreren kleinen Gaben verteilt, aufgeweicht werden.
- Sobald der Boden etwas abgetrocknet ist, sollte eine flache Bodenbearbeitung (alle 2–3 Wochen, 5 bis 10 cm Tiefe) durchgeführt werden. Dies fördert die Belüftung und aktiviert das Bodenleben. Durch die Tätigkeit der Bodenorganismen können Krankheitskeime abgetötet und Schadstoffe abgebaut werden. Arbeiten Sie beim Harken auf Pflanzflächen wie im Gemüse- oder Staudenbeet etwas reifen Kompost ein, um die Bodenregeneration anzukurbeln. Wurde der Komposthaufen geflutet, sollten Sie die Erde sicherheitshalber erst im nächsten Jahr wieder verwenden. Möglichkeiten zum Kauf von hochwertigem Kompost finden Sie z.B. unter www.naturimgarten.at/guetesiegel in der Rubrik „Düngemittel“.
- Eine gute Maßnahme zur Bodenpflege ist die Einsaat von Gründüngungspflanzen nach der Bodenbearbeitung. Diese Pflanzen durchwurzeln und bedecken den Boden über den Winter und schützen so das Bodenleben. Im Frühjahr werden die abgefrorenen Pflanzenreste einfach eingearbeitet. Näheres zu Gründüngung finden Sie unter naturimgarten.at/infoblätter in der Rubrik „Pflege und Pflanzenschutz“ im Infoblatt „Gründüngung – die Erholungskur für den Boden“.
- Nutzen Sie im späteren Herbst herabfallendes Laub, um unbedeckte Bereiche im Gemüse- und Staudenbeet sowie unter Hecken zu mulchen. Das wirkt sich förderlich auf das Bodenleben und die Regeneration des Oberbodens aus.
Schäden an Bäumen
Kontrollieren Sie Ihre Bäume hinsichtlich Sturmschäden am Astwerk sowie Standfestigkeit. Durch den stark aufgeweichten Boden oder Unterspülung im Wurzelbereich kann die Standsicherheit gefährdet sein. Ein aufgewölbter Untergrund rund um den Stammfuß kann einen ersten Hinweis darauf liefern. Kleinere Bäume können mit einer Stützkonstruktion wie bei einer Neupflanzung stabilisiert werden. Wie das gemacht wird, erfahren Sie in der Videoreihe „Baum pflanzen“ unter www.naturimgarten.at/videotipps. Bei Schäden im Kronenbereich oder gefährdeter Standsicherheit ist es ratsam, Fachpersonen für Baumpflege zu kontaktieren. Sind Pflegemaßnahmen aus Sicherheitsgründen notwendig, so sollten diese im Sinne der Baumgesundheit Profis überlassen werden. Unter www.naturimgarten.at/partnerbetriebe finden Sie in der Partnerbetriebs-Kategorie „Baum“ Profis in Ihrer Region.
Langfristige Maßnahmen – Versickerung ermöglichen
Gesunder Boden kann beträchtliche Wassermengen aufnehmen und speichern. Dies kann Überschwemmungsereignisse nicht abpuffern, im Hinblick auf starke Regenfälle die Gefahr lokaler Überflutung jedoch abmildern. Wo immer möglich, sollte Wasser deshalb im Garten gehalten und die Versickerung ermöglicht werden.
- Boden gezielt beleben
Durch Asphalt oder Beton „versiegelte“ oder durch Begehen und Befahren verdichtete Böden nehmen wesentlich weniger Wasser auf als gesunde, hu-musreiche Böden. Humus ist organische Substanz und kann z.B. durch Kompostgaben angereichert werden. So wirkt der Boden wie ein Schwamm und kann Wasser, Luft und Nährstoffe halten. Humus kann bis zum Fünffachen seines eigenen Gewichts an Wasser speichern. Gärtnerinnen und Gärtner, die mit Kompost, Gründüngung oder Mulchen für humusreiche, feinkrümelige Erde sorgen, gewährleisten einen lockeren Boden, den Pflanzen tiefer durchwurzeln können.
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