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Über den aktuellen Stand der Umbau- und Renovierungsarbeiten in der Ehemaligen Synagoge in St. Pölten machten sich heute Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Matthias Stadler, Konsul Herzel Edri in Vertretung von Botschafter Mordechai Rodgold (Staat Israel), Generalsekretär Klaus Hoffmann (Israelitische Kultusgemeinde Wien), Danielle Spera (Buchautorin und ehemalige Leiterin des Jüdischen Museums Wien) und Geschäftsführer Matthias Pacher (NÖ Museum Betriebs GmbH) ein Bild. Die wissenschaftliche Leiterin Martha Keil (Injoest und Ehemalige Synagoge) und der Generalplaner und Architekt Wolfgang Pfoser führten durch die Baustelle.

Bei der Baustellenbesichtigung in der Ehemaligen Synagoge.

„Wir bringen die Synagoge, ein historisches Gebäude mit einer unglaublichen Geschichte, auf die Höhe der Zeit“, sagte die Landeshauptfrau und ergänzte: „Es geht darum, jüdische Geschichte in den Vordergrund zu rücken, zu verstehen, um am Weg nach vorne die richtigen Entscheidungen treffen zu können.“ In der Geschichte Österreichs gebe es ein „sehr dunkles Kapitel, das nie verloren gehen darf. Daran sollten wir uns immer erinnern, um nicht die gleichen Fehler nochmals zu machen“, betonte Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Niederösterreich sei mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs (Injöst), das seit mittlerweile 35 Jahren hier beheimatet ist und ihren Sitz in der Synagoge hat, Vorreiter. Mikl-Leitner dazu: „Ich denke, dass wir mit unseren Kulturangeboten und mit der Synagoge Strahlkraft entwickeln können, weit über die Grenzen Österreichs und Europas hinaus.“ Man könne mit der Erinnerungskultur Vorbild in der Welt sein.

Die wissenschaftliche Leiterin des Injöst, Martha Keil (2. v. r.) beim Gespräch in der Ehemaligen Synagoge mit Danielle Spera (von links), Christian Rapp (Wissenschaftlicher Leiter Haus der Geschichte), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Matthias Stadler, Generalplaner Wolfgang Pfoser und Konsul Herzel Edri.

St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler sei stolz darauf, dass die Synagoge in den 1980er-Jahren nicht weggerissen worden sei, „sondern, dass bereits in den 80er-Jahren hier umfassende Renovierungsarbeiten durchgeführt worden sind. Jetzt ist es an der Zeit gewesen, wieder die Weichen neu zu stellen und zu renovieren, neue Funktionen zu finden.“ Auch die Landeshauptstadt setze viele Aktivitäten mit der Aufarbeitung dieses Kapitels der Geschichte. „Nächstes Jahr wird es eine umfassende Ausstellung zur NS-Thematik in der Stadt geben und wir haben uns die Zielsetzung gegeben, alle jüdischen Baudenkmäler in die Zukunft zu bringen. Da ist die Synagoge natürlich ein Kernbereich“, so der Bürgermeister.

Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin des Injöst, sprach von einem „großen Fortschritt“ gegenüber dem früheren Status, wenn im April 2024 dieses Haus wiedereröffnet werde: „Mit der Renovierung und Adaptierung werden nicht nur notwendige bauliche Maßnahmen für eine nachhaltige Erhaltung dieses Jugendstiljuwels, sondern auch Maßnahmen für eine funktionelle und zeitgemäße Geschichtsvermittlung und Veranstaltungskultur gesetzt.“ Alleine zu wissen, dass diese eine der ganz wenigen Synagogen in Österreich als Baudenkmal und als Haus sicher ist, sei von „großer Bedeutung.“ Vom Inhalt her müsse und werde es ein Haus sein, das „für alle bedeutungsvoll ist. Für jeden Künstler, für jede Künstlerin, die da drinnen etwas macht. Weil es kein neutrales Haus ist, es ist nicht nur ein schöner Veranstaltungsraum, es hat eine ganz besondere Geschichte. Es ist ein einmaliges Haus, das keine Gemeinde mehr hat. Und diese Gemeinde ist unersetzbar, diese Geschichte ist unwiederbringlich verloren. Aber wir können sie erzählen und weitergeben. Es muss ein ganz großer Vermittlungsort für die nächsten Generationen sein“, unterstrich Keil.

Machten sich ein Bild vom Baufortschritt: Konsul Herzel Edri, Generalplaner und Architekt Wolfgang Pfoser, Injöst-Leiterin Martha Keil, Danielle Spera, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Matthias Stadler, Generalsekretär Klaus Hoffmann (IGK Wien) und Geschäftsführer Matthias Pacher

Generalsekretär Klaus Hoffmann meinte, er sei sehr froh über die Sanierung der Ehemaligen Synagoge: „Wir freuen uns, wenn es fertiggestellt sein wird. Die Erwartungshaltung ist jene, dass hier das Erinnern und Gedenken an die jüdische Gemeinde in St. Pölten aufrecht bleibt. Mit dem Kulturprogramm, das dann hier abgehalten wird, haben wir die Möglichkeit, um an die jüdische Geschichte und die Gemeinde zu erinnern.“

In einer gemeinsamen finanziellen Kraftanstrengung von 4,6 Millionen Euro des Nationalfonds der Republik Österreich, des Bundesdenkmalamtes, des Landes Niederösterreich und der Stadt St. Pölten wird das Jugendstil-Juwel von Theodor Schreier und Viktor Postelberg aus dem Jahr 1913 generalsaniert, rollstuhl- und kinderwagengerecht zugänglich gemacht und am 18. April 2024 wiedereröffnet. Im Kantorhaus, dem Nebengebäude der Synagoge, entstehen Räume für das Injoest und die Vermittlungsaktivitäten. Die zukünftige Nutzung regelt ein Bestandsvertrag zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien als Eigentümerin und der NÖ Museum Betriebs GmbH als Betreiberin des Standorts.

Fotos: © NLK Pfeffer

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